Alfred
Tomatis -
der Klang des Lebens
2002
verstorben, ging er von einer Fehleinschätzung des
embryonalen Hörvermögens aus und kam zu Erkenntnissen,
von denen heute Patienten aus aller Welt profitieren.
Dr. Alfred Tomatis, Chirurg, Hals-Nasen-Spezialist und
der Gründer der Audio
Psycho Phonologie erforschte Jahrzehnte die Zusammenhänge
zwischen Ohr und Hirn, Klang und Körper. Hörprobleme,
so sein Fazit, sind nicht nur physiologisch, sondern auch
psychologisch zu interpretieren.
Zum
zweiten Teil
1920
in Nizza als Sohn eines bekannten Opernsängers geboren,
studierte Tomatis Medizin und Psychologie. Nach dem Krieg
und eröffnete er in Paris eine chirurgische HNO-Praxis,
die er bis 1970 als Spezialist für Kopfoperationen
leitete. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bekam er von
der französischen Luftwaffe den Auftrag, die Zusammenhänge
zwischen Lärm und Gehörschädigungen zu
untersuchen. Diese Arbeit ließ ihn nicht mehr los
und nach Jahren fruchtbarer Forschung über die Zusammenhänge
von Hören, Sprechen, Ohren und Gehirn erkannte die
franzöische Akademie der Wissenschaften 1957 offiziell
die "Drei
Tomatis Gesetze" an:
Die
drei Tomatis Gesetze
1.
Die Stimme enthält nur die Frequenzen, die das Ohr
hört.
2.
Gibt man dem Ohr die Möglichkeit, nicht mehr oder
kaum noch wahrgenommene Frequenzen wieder korrekt zu hören,
treten diese augenblicklich und unbewusst in der Stimme
wieder in Erscheinung.
3.
Die über eine bestimmte Zeitdauer wiederholte akustische
Stimulation führt zur endgültigen Veränderung
des Gehörs und folglich der Phonation.
Nr.
3 weist bereits auf die Audio-Psycho-Phonologie
hin, die unter anderem auf einer (akustischen) Mikromassage
der Gehörmuskeln im Mittelohr beruht: " Wenn
die Ohren für die hochfrequenten Klänge "offen"
sind, erlangt man nicht nur die Hörfähigkeit
des Hörens von hohen Frequenzen wieder, sondern es
geht damit auch ein Heilungsprozess und ein energetisierender
Effekt einher. Mit zunehmender Hörfähigkeit
wird man sich wieder stärker der Außenwelt
bewußt, begleitet von einer deutlichen Zunahme mentaler
Kräfte und einer bemerkenswerten Bereicherung des
Stimmumfangs."
Kraftwerk
Ohr
Tomatis
unterscheidet zwei Arten von Tönen: ermüdende
und aktivierende. Dynamisierend sind vor allem hohe Töne,
deren Obertonspektrum im Bereich von ca. 8.000 liegt.
Doch wir sind weitgehend von hochfrequenten Naturgeräuschen
abgeschnitten, leben in einem akustischen Umfeld zwischen
300 und 3.000 Hz, was mit einer erzwungenen Diät
vergleichbar ist. Chronisch unterversorgt, brauchen wir
daher akustische Nahrungsergänzungsmittel, Klänge
die uns Kraft geben.
Die
Batterie aufladen
Im
Cortischen Organ (Innenohr) werden akustische Impulse
in elektrische umgewandelt, die über verschiedene
Nervenbahnen in die Großhirnrinde weitergeleitet
werden. Auf jeder der rund 20.000 Cortizellen befinden
sich zwischen 50 und 100 Zilien, die hochfrequente Töne
in elektrische Signale übersetzen und das Gehirn
mit Energie versorgen: "Dank dieser Aktivität
können Töne das gesamte Hörsystem aufladen",
am besten unter der Leitung eines geprüften Tomatistherapeuten.
Tomatis
Therapie
Dort
erwartet Sie eine Bestandsaufnahme: Der "Tomtatis
Listening Test" untersucht Höhrfähigkeit
und Hörvermögen über das gesamte Frequenzspektrum
hinweg: Sowohl Luftleitung und Hörleistung im Trommelfell,
als auch die Knochenleitung werden gemessen, die Wahrnehmung
von Schall über den Schädelknochen. Dann gibt
es Testreihen für das Unterscheidungsvermögen
verschieden hoher Töne und aus all den Daten zieht
der Therapeut am Ende Rückschlüsse über
Ihr
körperliches Gleichgewicht
Bewegungskontrolle
vegetative Sensibilität
akustisches Differenzierungsvermögen
und innere Wahrnehmungsbereitschaft
Dann
beginnt das individuelle Training. Spezielle Musik wird
über einen speziellen Kopfhörer abgespielt,
die Klangbearbeitung besorgt ein "elektronisches
Ohr". Es filtert sukzessive die tiefen Töne
weg und betont die hohen. Abrupt wechseln sich hohe Frequenzen
mit tiefen ab, dann wieder hört man zur Abwechslung
das ganze Spektrum. Eine gezielte Mikromassage der kleinen
Hörzellen. Günther Liebhart vom Tomatis Center
Austria:
Musikauswahl
und Ablauf
"Das
für das Horchtraining verwendete Musikmaterial besteht
im wesentlichen aus Instrumentalmusik von W.A. Mozart,
Gregorianischen Chorälen sowie speziell für
Kinder auch aus Kinderliedern. Dabei kann sich der Klient
einfach entspannen - auch schlafen - oder aber sich kreativ
betätigen (z.B. malen, zeichnen, basteln, handarbeiten,
Puzzle legen, spielen, Photoalben erstellen und vieles
mehr). Nicht gestattet ist aber Essen, Lesen, Arbeiten,
Lernen und dergleichen ... Der Ablauf des TOMATIS Horchtrainings
gestaltet sich in mehrere Phasen wie folgt:
Das
allgemeine Grundtraining
1.
Teil: Täglich
zwei Stunden Horchtraining während 15 aufeinanderfolgender
Tage (außer Sonntag), insgesamt also zweieinhalb
Wochen, nach der ersten und der zweiten Woche wird ein
Zwischentest vorgenommen, am Ende erfolgt ein Abschlußgespräch
mit der Leiterin. Pause von ca. drei bis sechs Wochen.
2.
Teil: Wieder
täglich zwei Stunden Horchtraining während 8
Tagen, jeweils am Anfang und Ende erfolgt wieder ein Test
und am Ende ein Abschlußgespräch mit der Leiterin."
Trainingsphasen
Kinder
absolvieren das Training mit ihrer Mutter, für Schwangere,
Senioren, Musiker und Schwerbehinderte (keine Wertung!)
gibt es ein besonders Trainining. Es dauert zwischen wenigen
Stunden und drei bis vier Wochen. Dabei entspricht der
Übergang von den gefilterten zu ungefilterten Klängen
unserer Evolution im Mutterleib und ahmt das Hören
im Wasser und zu Lande nach - und unsere Geburt. Dann
kommt ein "Fortsetzungsprogramm mit Aktivarbeit",
es werden zusätzlich Texte gesprochen oder gesungen,
dazu gehören kurze Passagen mit ausgesprägten
Zischlauten, die tiefen Frequenzen werden gefiltert und
die Aufmerkamkeit wird auf die hohen Frequenzen gelenkt.
Erfolge
HorchtonTraining
nach Tomatis wird weltweit in über 200 Zentren angewendet:
Zur Therapie von Unruhe, Stress, Hypertonie, Schlaflosigkeit,
Sprachstörungen, gegen Epilepsie, Hyperaktivität,
Taubheit und Legasthenie, Dyslexie (Schreib- und Leseschwäche),
Autismus, Depression und gegen andere Störungen.
Das Horchton-Training steigert Kreativität, Gedächtnis
und Konzentration, fördert die Fähigkeit zur
Tiefenentspannung, es kommt zu Entschlackung, Gewichtsabnahme
und einem reduzierten Schlafbedürfnis. Dabei, so
der WDR in einem Feature, ist „die Audio-Psycho-Phonologie
eine Methode, die nicht nur-naturwissenschaftlich, sondern
auch philosphisch geprägt ist und daher offen bleibt
für Interpretationen."
Pop,
Pop, populär
Bis
in die Achtziger war das technische Equipment ziemlich
teuer: Gute Equalizer und Tonbandgeräte, regelmässige
Überprüfung des Frequenzgangs und Wartung setzten
ein beträchtliches finanzielles Engagement voraus.
Keine billige Therapie!
Doch
als 1984 die Schriftstellerin Patricia Joudry "Gesundheit
aus dem Walkman" (Verlag Bruno Martin, Südergellersen)
veröffentlichte und Tomatis populär machte,
erschloss sie mit ihren Kassetten eine neue Klientel.
Wenige Jahre später, mit der Einführug der CD,
wurde es kinderleicht, immer und überall auf den
therapeutisch richtigen Frequenzgang zuzugreifen. Und
dank immer besserer Computer paßt heute ein komplettes
Tomatis Institut auf eine winzige Festplatte.
Kritische
Anmerkung zu Tomatis
von
der Gesellschaft für Neuropädiatrie, der ADANO*
der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Halschirurgie und der Deutschen Gesellschaft
für Phoniatrie und Pädaudiologie lesen Sie hier
als
ACHTUNG PDF! >>
Tomatis
- Experimentell
Neben
der Horchton-Therapie in einem der Institute gibt es die
Möglichkeit, entsprechende CDs zu kaufen -
oder selbst Hand anzulegen. Das hat weniger mit Therapie,
dafür mehr mit Technik zu tun: Audiosoftware, selbst
Freeware-Programme, verfügen heute meist über
leistungsfähige Equalizer und Analyser. Damit lassen
sich die wichtigsten technischen Anforderungen abdecken.
Musikauswahl
Dann
brauchen Sie Musik mit möglichst breiten Frequenzspektrum
(von CD). Orchester, Streicher, Bläser, Chöre,
Sitar, Wasser, Vögel, Big Band und Blasmusik tönen
in den wichtigen Bereichen zwischen 8.000 und 16.000 Hz
und lassen sich entsprechend filtern. Frequenzen über
15.000 Hz können wir zwar nicht (mehr) wirklich hören,
gleichwohl haben sie einen stimulierenden Charakter.
Frequenzen
Als
nächstes können Sie mit dem Equalizer arbeiten:
Die Frequenzen um 8.000 Hz anheben, Klänge unter
2.000 Hz absenken. Das Ergebnis abmischen und anhören,
zuhören, sich Zeit lassen und der Wirkung nachspüren
(schließlich handelt es sich um eine Therapie).
Zur Entspannung können Sie Frequenzen um 5.000 Hz
verstärken (die Peak-Frequenz von Sonic Bloom) und
nach einigen Tagen können Sie dann (über mehrere
Wochen) langsam damit beginnen, Frequenzen unter 10.000,
12.000, 15.000 ff sukzessive abzusenken.
Nehmen
Sie sich dazu Zeit, denn wenn Sie hetzen, kann es zu
"Unbehagen kommen. Dies würde sich in den meisten
Fällen nicht einstellen, wenn - wie im Rahmentherapieplan
vorgesehen - die Erhöhung der Frequenz und Prozentwerte
langsam über Wochen erfolgt (Audiva)." Typsch
für die Therapie sind auch (langsame und abrupte)
Wechsel zwischen hohen und tiefen Tönen, um die Kontraktion
der kleinen Ohrmuskeln zu stimulieren, was "unser
Hören für zunehmend weitere Bereiche öffnet".
Wiedergabe
Neben
Musikauswahl und Filter spielt auch die Wiedergabequalität
eine wichtige Rolle. MP3 Player (nicht unter 198k) sind
ok, Kassetten sind 2. Wahl, Mini Discs ideal für
unterwegs und am besten sind CD und DVD. Wichtig sind
excellente Kopfhörer (Tomatis Headphones haben einen
zusätzlichen Transducer). Wozu?
Knochenleiter
und Transcducer
Wir
hören nicht nur mit den Ohren, wir hören mit
dem ganzen Körper und die Wirkung der Obertöne
kommt auch durch Knochenleitung zustande, Tomatis: "Der
Klang entsteht weder im Mund noch im Körper, sondern
in den Knochen. Alle Knochen des Körpers singen;
sie wirken wie ein Vibrator, der die Wände einer
Krche in Schwingung versetzt, die ebenfalls singen."
Transducer bekommen Sie im Elektronikfachhandel, Sie können
auch einen Höhrakustiker fragen (gibts in jeder Fußgängerzone).
Dominanz
des rechten Ohrs
Eine
weitere Entdeckung betrifft die Dominanz des rechten Ohrs:
Die Nerven vom rechten Ohr in die linke Hemisphäre
sind kürzer sind als umgekehrt (Asymetrie des Nervensystems).
Als Folge kann der Laufzeitunterschied zwischen rechts
und links bis zu 120 Metern betragen (bei einer Schallgeschwindigkeit
von 330 M/Sek)!
Tomatis
fand heraus, daß es (analog zur Händigkeit)
Links- und Rechtshörer gibt. Rechtshörer profitieren
vom neurologisch kürzeren Weg des dominanten Ohres,
Linkshörer haben ein Handicap: Die Informationen
kommt später an, die hohen Frequenzen werden abgeschwächt,
worunter Ortung, Verständlichkeit und cerebrale Energieversorgung
leiden. Die Folge sind Lateralitätsprobleme, die
sich in schlechter (schulischer) Leistung niederschlagen
können, wie Untersuchungen von Günther Haffelder,
Institut für Gehirnforschung, zeigen.
Lateralität
Tomatis
erhöht die Lautstärke im rechten Kanal , um
das rechte wieder zum dominanten, führenden Ohr zu
machen. Lateraltraining ist ein potentes Werkzeug und
kann asynchrone Dysfunktionen regulieren, Stottern und
Leseschwächen, doch Tomatis-Fachmann Ingo Steinbach
warnt vor einem leichtfertigem Umgang:
„Die
laterale Entwicklung des Menschen ist eine sehr delikate
und tiefgreifende Angelegenheit. Wer hier ohne detailliertes
Wissen herumpfuscht, kann, ohne es recht zu begreifen,
eine gesamte Lebensorganisation aus dem Gleichgewicht
bringen ... Es gibt in unserer SAMONAS Klangtherapie
spezielle CDs zum Trainieren der Lateralität. Diese
CDs werden jedoch ausschließlich an Ärzte,
Logopäden, Psychologen, Heilpraktiker, also an anerkannte
Therapeuten, weitergegeben. Wenn eine Privatperson eine
Lateral-CD bestellen möchte, benötigt sie dazu
die Bestätigung eines Therapeuten, daß er die
Behandlung verantwortlich übernimmt. Dazu gehört
auch, daß der Therapeut sicherstellt, daß
sein Patient diese Lateral CD ausschließlich im
Umfang der durchgeführten Therapie hört und
sie nicht - wie vielleicht das Medium CD suggerieren mag
- als "schöne Musik zum Anhören" mißbraucht
...
Kritische
Anmerkung zu Tomatis
kommen
von der Gesellschaft für Neuropädiatrie, der
ADANO* der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Halschirurgie und der Deutschen Gesellschaft
für Phoniatrie und Pädaudiologie ... weiter
>>
Zum
zweiten Teil
Literatur:
Alfred Tomatis, Der Klang des Lebens, Rowohlt
Verlag 1987
Alfred Tomatis, Klangwelt Mutterleib, Kösel
Verlag, München 1994,
Ingo Steinbach, Die Klangtherapie, Verlag Bruno
Martin, Südergellersen, 1994
Ingo Steinbach, Handbuch Samonas Klangtherapie,
Verlag Bruno Martin, 1994
Erhältlich
über
www.amazon.de
Websites:
www.tomatis.de
Webiste Tomatis Deutschland, mit eher magerer Theorie,
mässigem Webservice, dafür mit Adressen von
verschiedenen Tomatis Therapeuten und Instituten
www.tomatis-center.at
Österreich hat gute Websites über Tomatis, hier
ist eine
www.tomatis.com/English/Articles/research.html
Fachliteratur und Studien