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Neurosemantik,
1. Teil

Musik und Sprache haben viele Gemeinsamkeiten, kommen aus einer Familie und sind wie Bruder und Schwester. Thema dieses fünfteiligen Specials sind alte und neue Sprachtechniken, Erkenntnisse über Rhythmus und Synthax, gelenkte Aufmerksamkeit und spezielle Frequenzfenster für die audiovisuelle Produktion. Denn: "Es wird die Zeit kommen, wo es als Schande gilt, krank zu sein, wo man Krankheiten als Wirkung verkehrter Gedanken erkennen wird", prophezeite Wilhelm von Humboldt, preußischer Staatsmann und Bildungspolitiker.

Auditive Schlüsselreize

Daß Worte heilen, steht für viele (Kulturen) ausser Frage. Bis heute nutzen Ärzte, Therapeuten, Heiler, Schamanen, Medizinmänner und -frauen die Kraft des Wortes. Peter-Markfort über Wie Worte heilen können: "Zuerst ist es wichtig festzuhalten, daß Worte innere Bilder und Gefühle (und andere Wahrnehmungen) im Menschen bewirken. Worte sind eigentlich nichts anderes als ein auditiver Schlüsselreiz, der diese inneren Bilder und Gefühle benennt und sie auslösen kann. Mit Hilfe unseres Gehörs und einer entsprechenden Übersetzungsmethode (Sprache) sind wir in der Lage, unsere eigene Innerlichkeit zu entäußern und zu fixieren. Weiterhin sind wir durch Worte in der Lage, einen anderen Menschen an unserer eigenen Innerlichkeit teilhaben zu lassen, und auch von deren Innerlichkeit zu erfahren ..."

Nonverbale Signalanteile

Aber wir kommunizieren nicht nur durch Worte, sondern senden auch nonverbale Signale (siehe NLP) aus: Haltung, Betonung der Gesten und Laute, Frequenz und Tiefe der Atmung, Kleidung, Auftreten - um nur einige zu nennen.  Auch unser Herzschlag und unsere Gehirnwellen schwingen sich nach einigen Minuten auf unser Gegenüber ein … mit Hilfe von Worten und deren Submodalitäten fällt es uns leichter , andere über unser Befinden und unsere Absichten zu täuschen oder ihre Aufmerksamkeit gezielt zu lenken. Schauspieler, Redner, Anwälte ... der Reihe nach.

Neurosemantik, 2. Teil Neurosemantik, 3. Teil
Neurosemantik, 4. Teil Neurosemantik, 5. Teil

DOSSIER: Sprechgeschwindigkeit -
in Wörtern pro Minute (WpM)

• Durchschnittlich sprechen wir 2-3 Wörter pro Sekunde
• sehr langsame Sprecher kommen auf weniger als 50 WpM
• als langsam werden 50 - 90 WpM angesehen und unsere
• normale Sprechgeschwindigkeit beträgt mehr als 90 WpM
• sehr schnelle Sprecher kommen auf 300 - 400 WpM(alle Angaben ohne Pausen),

Diese Tempi werden im Wetterbericht bereits mühelos erreicht - und ältere Mitmenschen häufig überfordert. Ihr Verständnis setzt bei mehr als 200 WpM häufig aus. Und was Aussetzen angeht, 1983, so das Paderborner Institut für Kybernetik, setzte

• mit dem 8. Wort pro Satz bei siebenjährigen Kindern
• mit dem 11. bei 1/3 der Erwachsenen und
• mit dem 14. bei der Hälfte der Erwachsenen

das Verständnisfür den Sinn des Satzes aus, Tendenz fallend. Daher sind

• 9 Wörter pro Satz optimal für die Verständlichkeit
• 10-15 Wörter die empfohlene Satzlänge
• 17 Wörter pro Satz hat im Schnitt Johannes Evangelium
• 20 Wörter pro Satz die Obergrenze des Erwünschten (dpa)
• 30 Wörter die Grenze des Erlaubten (dpa)

Im Vergleich: Wir schreiben 25 bis 30 kurze Wörter pro Minute, lesen mit 300 WpM - aber  geistig verarbeiten können wir viel mehr. Das nutzen die Kollegen von der Rundfunkwerbung, zahlreiche Musik-, Rap- und Subliminal-Produzenten schamlos aus. Sie arbeiten gern mit gepitchtem Tempo, einige postulieren, daß die optimale Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns zehnmal schneller als die Sprache ist. Oder, wie der Schwabe sagt: Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage? Bei der Gelegenheit: Danke, Harald Schmidt!

Sprache und funktionale Medien

Das therapeutische Potential von (Musik und) Sprache wird im modernen Krankenhaus weitgehend vernachlässigt. Im Dialog mit dem Patienten wird oft fahrlässig kommuniziert, einerseits aus einem Ausbildungsdefizit heraus, andererseits aus Überarbeitung. Das gilt auch für den bewußten Einsatz funktionaler Medien (Krankenhausradio und CD). Unverständlich, denn die heutige Technik (Audio- und Videoanschluß im Zimmer) bietet eine Fülle von Möglichkeiten, Psyche und Immunsystem nachhaltig zu stärken. Was denken Patienten, die tage- und wochenlang im Bett liegen und an die Decke starren, am Ende sogar ohne familiäre Bindung, Freundeskreis und therapeutischen Beistand? Denken, so Deepak Chopr,: "heißt Gehirnchemie ausüben. Die Chemie beeinflußt die Ausschüttung von Hormonen aus verschiedenen Bereichen des Gehirns wie dem Hypothalamus und der Hypophyse, und diese Hormone tragen dann Botschaften in entfernte Organe des Körpers."  Woran denken Sie gerade?

Musik, Sprache und innere Bilder

Wie mächtig Sprache nachwirken kann, schildert Prof. Jeanne Achterberg in ihrem Buch "Gedanken heilen, Die Kraft der Imagination, gelenkte Phantasien und Hypnos."  Sie beschreibt, wie simple Kassetten, selbst besprochen und unbeholfen aufgenommen, bei Verbrennungsopfern oft wirksamer sind als Opiate. Prof. Jeanne Achterberg:

"Jordan und Lenington demonstrierten, daß intensive Vorstellungsbilder von negativen Kindheitserinnerngen Veränderungen der Herzfrequenz, der psychogalvanischen Reaktion, der Atmung und Augenbewgung hervorrufen. Gary Schwartz und seine Kollegen entdeckten, daß Vorstellungen verbunden mit Trauer, Wut oder Angst, aufgrund ihrer differierenden Herz- und Kreislaufwerte unterschieden werden können. Alle Untersuchungen zusammengenommen zeigen, daß Vorstellungsbilder eine direkte Wirung auf den Körper ausüben. Diese Wirkung wird nicht nur an dert Skelettmuskulatur sichtbar, sondern auch am vegetativen Nervensystem …"

• Siehe Transcript des Vortrages auf der medizinischen Woche, Baden-Baden 2002, über "BrainTech und funktionale Medien zur Stärkung des Immunsystems" im Rahmen der DGEIM Konferenz.

Was die therapeutischen Möglichkeiten von Sprache betrifft, finden Sie im Junfermann Verlag eine Menge qualifizierter Literatur von Bandler, Grinder und anderen Autoren. Zu den interessantesten Quellen zählen die Bücher von, mit und über Milton Erickson - aber das meiste beschäftigt sich mit direkter therapeutische Intervention. Mein Fachgebiet sind funktionale Medien, auf den nächsten Seiten daher Techniken, die sich im Studio bewähren, bei der Produktion von therapeutischen Tonträgern, Selbsthilfemedien, Magazinen und Werbespots.

Und dazwischen immer wieder überraschende Einsichten, Einschübe und Infos, charakteristisch für diese Reihe, die an die Tradition alter Land- und Seekarten anknüpft und weit entfernt ist von der Präzision satellitengestützter Navigation,  die dem Forscher zwar die Richtung weist und grobe Orientierungshilfe gibt, gleichzeitig aber voller weißer Flecken, phantastischer Behauptungen und exotischer Namen ist ...

DOSSIER:
Die Reprogrammierung
des eigenen Biocomputers

"Zu erzeugen ist ein Programm P0. Ist P0 einmal erzeugt, kann es gespeichert werden. Ist P0 einmal gespeichert, kann es wiederholt abgerufen werden. Wird P0 genügend oft wiederholt, wird es stärker/schwächer.

P0 gewinnt an Stärke/Leistungsfähigkeit; es wird anwendbar. Wenn die Schwelle zur Anwendbarkeit erreicht ist, kann P0 aktiviert werden. Die Aktivierung von P0 geschieht kraft der inneren oder äußeren Realität.

P0 ist zum größten Teil unbewußt: um es anzuwenden, reicht es, seinen Namen und seine Speicheradresse aufzurufen. P0 kann eine in der inneren Realität wirkende Kraft werden ... (John C. Lilly, Das tiefe Selbst, Sphinx-Verlag)."


Gelenkte Vorstellungen

Die Technik des katathymen Bilderleben kennt die (geführte) Vorstellungs, ebenso GIM (Guided Imagery and Music), NLP (Neuro Linguistisches Programmieren) und andere sprachgesteuerte Verfahren: Die Arbeit mit Szenarien, Bildern und Symbolen, um das innere Erleben anzuregen und zu lenken. Alleine oder in Gruppen, mit oder ohne Führung eines Therapeuten wird in entspannter Athmosphäre mit (und ohne) Musik gearbeitet - typische Bilder und Szenarien sind:

In einem perfekten Zustand, völlig im Flow sein, die Zukunft vorweg nehmen und so handeln als ob. Die Grenzen von Raum und Zeit auflösen, den freien Fluß der Energie im Körper vorstellen und dabei zusehen, wie Unwohlsein und Krankheit hinweg strömen. Es werden Bilder zellulärer Prozesse genutzt, um innere Heilungsktäfte anzuregen, Symbole für transzendentale und spirituelle Prozess-Trigger eingestreut. Man betrachtet die spontan auftretende Szenen und Bilder und der  Phantasie werden keine Grenzen gesetzt. Willkommen sind auch Märchen, Movies, Magazine, Science Fiction, Fantasy, Comics, Alltägliches und Mysteriöses, eben wie im richtigen Leben.

Hall of Fame:
Milton Erickson

Meine Referenz, Maestro -
und eine tiefe Verbeugung!


Linkempfehlung:

Download PDF:
Analyse sprachlicher Inszenierung
Neurosemantik pur:
Transcripte von Milton Erickson
Gute Frage: Wer war Milton Erickson?

Neurosemantik, 2. Teil

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