Die
Begeisterung hielt Tage an. Ebenso eine innere Ruhe und
die tiefe Gewißheit: alles ist gut. Ob es an der
Landschaft, meiner Begleiterin oder an dem seltenen Vergnügen
in Musik zu baden lag, wer will das auseinanderhalten?
Alles fließt!
Womit
wir auch beim Thema wären: Wasser. Das Wasser war
schon einmal da, vor etlichen Millionen Jahren.
Dann zog es sich zurück, hinterließ viel Muschelkalk
und noch mehr Salz. Davon lebt die Stadt bis heute. Die
Stadt, das ist Bad Sulza, ein idyllischer Flecken in Thüringen.
Ländlich schön, mit einem Bein in der Gründerzeit,
mit dem anderen in der Zukunft. Dazwischen liegen Sozialismus,
eine schmerzhafte Wende und 20% Arbeitslose. Doch zurück
zum Thema. Micky Remann ...
Bad
Sulza
Die
Stadt, das ist Bad Sulza, ein idyllischer Flecken in Thüringen.
Ländlich schön, mit einem Bein in der Gründerzeit,
mit dem anderen in der Zukunft. Dazwischen liegen Sozialismus,
eine schmerzhafte Wende und 20% Arbeitslose. Doch zurück
zum Thema. Micky Remann: Um in die ozeanische Tiefenentspannung
zu kommen, und damit zu den eigenen Ursprüngen zu
kommen, braucht man etwas Zeit und eine bestimmte Sequenz
der Erfahrung. Liquid Sound (siehe Kasten) bemüht
sich, den Genuß zu intensivieren und im Gesamtkunstwerk
Körper-Geist-Seele den Punkt zu erreichen, wo auf
einer tieferen Ebene die Schaltzentrale und der
Ruhepol liegt."
Micky
Remann: Es war Neumond und Sonnenfinsternis, als wir uns
auf den Weg nach Bad Sulza machten,
um Micky Remann zu besuchen. Ich kenne Micky schon länger
- Sie vielleicht auch. Er hat eine Reihe interessanter
Bücher und Artikel geschrieben, darunter auch für
esotera. Als Welt- und Weltbildreisender schipperte er
mit einem buddhistischen Gelbmützen-Mönch und
einem amerikanischen Rockmusiker im Nordpazifik, um sich
mit Orca-Walen auszutauschen.
Micky Remann
Er
lebte bei den Aborigenees in Australien, meditierte mit
thailändischen Mönchen im Vivek Asom Samnak
Vipassana-Kloster, ist Journalist, Schriftsteller, NLP-Master
und hält für seine Unterwasser-Konzerte einen
Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde. Er führte amerikanische
Astronauten und russische Kosmonauten zusammen, besuchte
den Dalai Lama und begleitete David Copperfield auf seiner
Deutschlandtournee als Live-Übersetzer auf der Bühne.
Micky Remann ist ein Prä-Experte. Prä-Experten
entdecken Neuland, bevor es die Fachleute kolonialisieren
und die Experten unter sich aufteilen.
Als
Prä-Experte befindet sich Micky Remann übrigens
in bester Gesellschaft, verdanken wir ihnen doch einige
der wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen des 19.
Jahrhunderts. Micky Remann: "Das höchste Ziel,
das ich mit Liquid Sound anpeile ist, den Zugang zu dieser
menschlichen Urquelle ohne viel metaphysisches Trara und
ohne große Zeremonien verfügbar zu machen.
Dem kommt zugute, daß die meiste Menschen, die ich
kenne, ein ziemlich unkompliziertes und entspanntes Verhältmis
zum Wasser haben. Es gibt beispielsweise Schwellenängste,
in buddhistische Klöster zu gehen - ob zu Recht oder
zu Unrecht, sei dahingestellt .
Aber
es gibt weit weniger Schwellenängste, in körperwarmens
Wasser zu gehen. Ebenso haben die meisten Menschen eine
positive Beziehung zu Musik, zu irgendeiner Form von Musik.
Und meine Grundvorstellung: ich hab´s gerne bequem,
leicht und wirksam. Bequem ist es, sich ins Wasser zu
legen und nichts weiter zu tun als nichts zu tun. Leicht
ist es, dabei noch Musik zu hören und die guten Erinnerungen
zu haben, die man bei einem angenehmen Musikerlebnis hat.
Und effektiv ist es, in ganz kurzer Zeit in jenen Bereiche
zwischen Körper und Seele zu schweben, in dem man
die Kräfte tanken kann, die man gerne haben möchte
um das, was man machten möchte, vitaler, entspannter
und lebendiger zu machen.
Sole,
baden und Bad Sulza Mensch und Meer weisen interessante
Parallelen auf. Wir Planetarier bestehen zu 70% aus Wasser
- unser Heimatplanet auch. Seine Oberfläche ist von
71 % Wasser bedeckt, der Salzgehalt von Meer und Blut
ist nahezu identisch. Und wenn wir zu 70% wasserhaltige
Nahrungsmittel zu uns nehmen, fühlen wir uns "fit
for life". Wasser, Leben, Meer und Mensch sind also
untrennbar miteinander verbunden. Die ersten Monate unseres
Lebens verbringen wir im Wasser, genauer gesagt im Uterus
und schon nach wenigen Wochen entwickeln sich unsere Ohren
zu einem voll funktionsfähigen Organ.
Und
über die ozeanische Weite des Mutterbauches ist ebenso
viel geschrieben worden, wie über das frühkindliche
Hörverhalten (siehe "womb
sounds"). Doch Information ist eine Sache, Erfahrung
eine andere. Und so lud uns Micky Remann nach Thüringen
ein, um einmal in Musik zu baden. Wie sehr sich alles
ändert, alles fließt, wird deutlich, als meine
Begleiterin und ich an den ehemaligen DDR-Grenzanlagen
vorbeifahren. Doch nach wenigen Minuten stecken wir bereits
im innerdeutschen Verkehrsstau – und alles steht.
Kurz vor Weimar verlassen wir schließlich die Autobahn
und die letzten Kilometer führen uns durch malerische
Städte, Dörfer, uralte Alleen und heimtückische
Schlaglöcher. Eine praktische Zen-Übung, die
unsere Sinne schärft. Vielleicht liegt es daran,
daß die Thüringer so weltoffen und bodenständig
zugleich sind.
Endlich
erreichen wir Bad Sulza. Heute wohnt hier Micky Remann,
vor ihm bereits die Kelten, Römer, Kurgäste und
die kranken Kali-Kumpel. Und alle hinterließen ihre
Spuren. Daß die Gegend so attraktiv ist, liegt übrigens
an der toskanisch angehauchten Landschaft und an den heilkräftigen
Sole-Quellen. Davon zeugt - hoch über der Stadt und
weithin sichtbar - die Kurklinik von Bad Sulza. Das (privat
betriebene) Sanatorium mit Modellcharakter ist der größte
Arbeitgeber vor Ort und eines der wenigen Krankenhäuser,
in dem man/frau sich vorstellen kann, tatsächlich gesund
zu werden. Im Fitness- und Freizeitbereich der Klinik befindet
sich auch die Liquid Sound-Anlage und steht (wohltemperiert)
in den Abendstunden allen InteressentInnen zur Verfügung.
Micky Remann:
"Ich
habe eine Vermutung, unter der ich Liquid Sound betreibe:
wenn akkustische Signale im Wasser die ersten sind, die
man als Embryo mitkriegt, dann können sie nur
als "vertrauenswürdig" interpretiert werden.
Würden sie nämlich als "nicht vertrauenswürdig"
interpretiert, würde man sich verabschieden. Es gibt
ja genug Wesen, die nicht geboren werden und von denen
ich vermute, daß sie dieses Grundvertrauen nicht
gekoppelt haben. Die Mehrheit aber hat das. Und mich motiviert
die Vorannahme, daß es auf der urspünglichen
Ebene eine Kopplung von Vertrauen und Akkustik im Wasser
gibt. Ein Potential der Selbstbekräftigung und der
Rückverbindung an das, was uns eigentlich durchs
Leben trägt. Alle, die auf irgendeine Weise
auf der Suche nach spiritueller Heimat sind, kommen irgendwann
in diesen Bereich. Doch manchmal organisiert man sein
Leben so, daß dieser Zugang verbaut oder vernebelt
ist . "
Walmusik
und Kurkonzerte
Bad
Sulza ist mit dem Wasser ebenso eng verbunden, wie Micky
Remann. Bereits in jungen Jahren schloß er eine
intensive Bekanntschaft mit dem nassen Element. "Nach
der Geburt zu kalt gebadet" , fiel er drei Jahre
später in den Ententeich. Seine Mutter holte ihn
aus dem Koma"vollkommen ruhig, verträumt und
in entspannter Rückenlage". Er überlebte
-die Faszination hielt an. Dreissig Jahre später
traf er dann den kalifornischen Musiker und Interspezies-Forscher
Jim Nollman, der sich per Flöten, Gitarren und Verstärkern
mit Tieren unterhielt. Mit ihm unternahm er Forschungsfahrten
im nördlichen Pazifik, um mit Orca-Walen Musik zu
machen. Micky Remann:
"Bei
den Walen hab ich zwei Dinge gelernt. Einmal, das es phantastisch
ist, mit ihnen Musik zu machen und zweitens: ich hatte
die Befürchtung, keiner wird mir glauben. Statt meine
Frankfurter Freunde auf schwankende Boote im Nordpazifik
zu hieven (was natürlich sowohl eine große
Belastung für die Frankfurter, als auch für
die betroffenen Wale gewesen wäre) dachte ich, einfacher
ist es, man nimmt die Ingredienzien der Erfahrung, die
das so interessant machten -im Wasser, dem Lebensmedium
der Wale, über das wir mit ihnen kommunizieren, Musik
zu hören - und tut dies in ein Frankfurter Schwimmbad.
Das war im Jahr 1986, brachte einen enormen Medienrummel
und mir einen Eintrag in das Guinness-Book der Rekorde.
Neben dem vorläufigen Erstaunen über das Happening
und dem Spektakulären wurde klar, daß eine
tiefe Sehnsucht nach diesem Bereich besteht."
Diese
Sehnsucht spürte auch Micky Remann, den das Thema
nicht mehr losließ. In den nächsten Jahren
setzte er sich intensiv mit klassischer und moderner Bewußtseinstechnologie
auseinander, mit Mind Machines, psycho-aktiven Frequenzen,
Licht und Ton. Er machte seinen NLP-Master, schaute David
Copperfield über die Schulter, investierte ein kleines
Vermögen in Unterwasser-Lautsprecher, Lichtanlagen
und seinen Traum von Liquid Sound. Denn nichts kann eine
Idee aufhalten, deren Zeit gekommen ist.
Entertainment
oder Therapie?
Und
so erwartet uns im Fun- und Fitnessbereich der Kurklinik
von Bad Sulza ein ebenso funktionstüchtiges wie unauffälliges
High-Tech-Equipment. Mehrere Jahre Forschung und Entwicklung
stecken in der (inzwischen serienreifen) Anlage. Spezielle
Unterwasser-Lautsprecher, eine digitale High-End, glasfaserverstärkte,
farbige Lichtanlage, Strobe-Lights samt dazugehöriger
Mind Machine-Steuerung, diverse Klangquellen, Verstärker
und ein Mischpult. Doch die Technik bleibt dezent im Hintergrund,
im Mittelpunkt steht die Erfahrung Baden in Musik:
"Das
Liquid Sound System ist eine Synthese von der Inspiration
der Wale, einer Umsetzung im Kunst- und Happening-Bereich
und einer Fundierung durch die Forschung und Praktiken
der audio-visuellen Stimulation. Mein persönlicher
Weg, daß ich engagierte Phasen meines Lebens mit
diesen Bereichen verbracht habe, zusammen mit der technischen
Evolution, die dies alles (auf einem sehr hohen High-Tech-Level)
ermöglicht, führte zu der Konfiguration von
Geräten, Effekten, Licht und Ton, die wir jetzt haben."Man
kann natürlich auch eine klassische Wassertherapie
machen, sich aller möglichen balmeologischen Anwendungen
unterziehen, man weiß aber: hier wird ernsthafte
Medizin betrieben.
Andererseits
sind kulturelle Ereignisse nur sehr eingeschränkt
dazu bestimmt, tiefe, spirituelle Bereiche anzurühren.
Kulturelle Ereignisse werden meist dissoziiert von außen
betrachtet und wahrgenommen, aber in diese Erfahrung hineinzugehen,
dagegen spricht doch einiges. Und wie ich finde zurecht.
Ich will auch nicht von jedem Film, von jedem Theaterstück
aus der Spur gewirbelt werden. Aber dieser einfache Zugang
zu Vertrauensbereichen, die jeder aus dem Bade kennt,
macht es leicht, dieses Angebot, diese Einladung auszusprechen.
Und seitdem hat mich - über den Genuß- und
Entertainmentbereich hinaus, den das Ganze ja hat - fasziniert,
ihn auszudehnen und um dieses Angebot zu ergänzen,
die Sehnsucht nach ozeanischer Erfüllung ähnlich
ernst zu nehmen, wie ein Happening am Strand."
Solchermaßen eingestimmt, beginnt mein Bad unspektakulär.
Die Unterwassermusik ist sanft und leise, erst mit der
Zeit nimmt man sie richtig wahr. Doch nach und nach mache
ich Erfahrungen, für die keine kulturelle Vordefinition
existiert, Erlebnisse, deren Wirkung nicht lange auf sich
warten läßt. Entspannung und tiefe Ruhe kehren
ein, ich lasse den Tag noch einmal Revue pasieren, Kopf
und Körper werden immer freier. Ich treibe auf dem
Rücken, öffne nach einiger Zeit die Augen und
blaues Licht umhüllt mich, Licht- und Wasserspiele.
Unter Wasser Ich achte ich auf die Musik: auffällig,
wie gut Naturgeräusche klingen. Hitverdächtig
der Gesang der Wale, 40 Millionen Jahre Evolutionsvorsprung
sind nicht zu überbieten. Vogelgezwitscher dringt
an mein Ohr, dann Entengeschnatter, klar und gut verständlich,
ebenso das Murmeln eines Baches.
Tiefe
Töne dagegen werden weitgehend ausgefiltert, die
Bässe gehen unter und plözlich erklingt die
Wassermusik von Händel. Sie trägt ihren Namen
übrigens zu Recht, sie ist ebenso "unterwassertauglich"
wie akustische Gitarren. Die Musik wird langsam lebhafter,
ebenso die Lichteffekte. Micky läuft zu Hochform
auf, er schaltet die Strobe-Lights dazu, pulsierende Lichtblitze
verstärken das Gefühl des Schwebens, Wasser,
Licht und Ton verschwimmen und ich fange an zu tauchen.
Die Zeit vergeht wie im Fluge und mir fällt auf,
daß ich seit meiner Kindheit nicht mehr so ausgelassen
plantschte. Meine beiden Begleiterinnen haben das Wasser
bereits verlassen und räkeln sich am Beckenrand,
während ich Runde für Runde unermüdlich
schwimme, schwebe, spiele, tauche. Kindheitserinnerungen
werden wach, scheinbar untergegangene Gefühle tauchen
auf und als ich mich abtrockne, bin ich wieder topfit.
Es ist Mitternacht - Micky Remann hat Geburtstag. Wir
gratulieren, feiern und unterhalten uns ein wenig, um
schließlich beschwingt zu Bett zu gehen. Nachts
träume ich Breitwand-Color.
Am
Tag danach zeigt sich Bad Sulza von seiner schönsten
Seite. Blauer Himmel, Vogelgezwitsche, die Sonne scheint.
Wir sitzen mit einer TAZ-Redakteurin, einem Physiker,
einer Ärztin und Mickys Mitarbeiterin am Frühstückstisch.
Angeregte Gespräche über Quantenphysik, Wohnungsnot
und Trennkost, regionale Politik und den zweiten Lehrsatz
der Thermodynamik. Aufschwung Ost: überall herrscht
Aufbruchstimmung. Wir sind neugierig, was die Patienten
über Liquid Sound berichten und Isis packt ihren
Recorder aus (und übernimmt auch ab hier den Artikel):
Eine
schweigsame DJ wird gesprächig
Andrea
Gillmer (28) hat Micky auf der David Copperfield-Tour
kennengelernt. Spontanes Verständnis, ihr Interesse
an "Micky`s Erfindung" und sein Bedarf nach
einem Liquid-Sound DJ, führten Andrea nach Bad Sulza.
Er hatte sie um eine Woche ihrer Zeit gebeten - das war
vor einem halben Jahr. Als ich mit Mikrophon und meinen
Fragen anrücke, erklärt Andrea mir erst einmal,
daß sie nicht sonderlich gesprächig sei. Na
ja, denkt die Interviewerin in mir und ich stelle vorsichtig
die ersten Fragen. Als Arzthelferin hat sie gearbeitet,
in der Altenpflege und ein starkes Interesse an Psychologie
habe sie auch. Schnell und knapp kommen ihre Antworten,
fast abwehrend. Als ich sie nach ihrem ungewöhnlichen
Job frage, den sie abends zwischen 18 und 21.30 Uhr macht,
leuchten ihre Augen auf. Ich bin froh, daß ich ein
Aufnahmegerät dabei habe und ihren plötzlichen
Redefluß nicht per Stift festhalten muß! Andrea`s
Gäste kommen von weit her. Aus Weimar, Appolda, dem
Westen und selbstverständlich aus der Klinik. Und
sie kommen immer wieder. Wie z.B. die Familie, die jeden
Abend mit ihren zwei Kindern aus Jena anreist. Das sind
hin und zurück immerhin eine Stunde Fahrzeit - und
das Tag für Tag; "es macht ihnen einfach
Spaß" sagt sie.
Die
besonderen Abendstunden mit ihrer Mischung aus Entertainment
und wohltuenden Ingredienzien stellen sich als Magnet
mit ganz spezieller Wirkung dar. Andrea lächelt leise.
Sie erzählt von alten Menschen, die sich nach einer
ersten tiefen Entspannungsphase in die Ecken des bunt
beleuchteten Bassins zurückziehen, um sich im Kuscheln
wiederzufinden. Oder zu verlieren? So selbstvergessen,
wie Jugendliche auf einer heimlichen Parkbank oder in
den Ecken einer schummerigen Disco. Andrea Gillmer:"Das
Wasser scheint auf geheimnisvolle Weise zu verbinden.
Wenn man z. B. auf dem Rücken treibt, völlig
in seinem eigenen Space ist und jemand einen anstößt-
dann ist das überhaupt nicht unangenehm. Normalerweise
entwickeln wir in so einer Situation ja eher Berührungsängste
- doch ich habe das Gefühl, das Wasser verbindet
die Seelen miteinander."
Wasser
verbindet
Dieses
Gefühl habe ich auch. Mit einem Mal ist Andrea nicht
mehr scheu und ich komme mir auch nicht mehr wie die
aufdringliche Journalistin vor. Unser Gespräch fließt
in einem Raum, der größer ist, als unsere Glaubenssätze.
Jeder ist für sich und in der gemeinsamen Erfahrung,
aus dem Wasser gekommen zu sein, begegnen wir uns ...
Wasser verbindet ... aber nicht nur Konventionen oder
Vorbehalte verflüssigen sich im nassen Element. Andrea
erzählt von der alten Dame, die seit 30 Jahren nicht
mehr schlafen konnte. Sie war Schichtarbeiterin und hatte
darüber ihren Frieden verloren. Die erholsamen Phasen
tiefer Traumverlorenheit waren ihr auf ihrem Lebensweg
abhanden gekommen. "Seit sie in Liquid Sound badet,
kann sie wieder tief schlafen!"
So
lockt das Becken, Micky Remanns Vorträge, seine Seminare
und Zeitungsartikel die Menschen der Umgebung an, wie
ein leiser Ruf aus ihrem Inneren. Erst wollen sie nur
ein bißchen wissen, und "ich sage ihnen, wie
sie sich ins Waser legen und am besten entspannen können.
Mehr wollen sie erstmal gar nicht". Später kommen
neugierige Fragen. Darüber, wie das Ganze zustande
kam, aber viel mehr eigentlich nicht. Andrea ist davon
überzeugt, daß die beglückende Erfahrung
tiefer Freude und gelassenen Friedens, vor allem aber
auch die sichere Entspannung, wegen der die meisten da
sind, einfach für sich sprechen. "Du siehst,
wie sie mit verspannten Gesichtern und Körpern herkommen.
Wenn sie aus dem Wasser steigen, sind sie völlig
offen und die Gesichter strahlen - das ist total
schön! "Ich möchte wissen, welche Erwartungen
die Menschen zu Liquid Sound führen. "Sehr
hohe Erwartungen, die denken, da passiert jetzt etwas
ganz Aufregendes mit lauter Musik und so. Noch aufregender
halt, als das tägliche Leben eh schon ist. Erst sind
sie dann enttäuscht, weil die Musik so leise ist
und nichts Spektakuläres geschieht. Ich sage ihnen
dann, daß sie sich etwas Zeit geben und einfach
mal hinspüren. sollen Beim zweiten, dritten Mal verstummt
der Umweltlärm in ihnen immer mehr und sie hören
sich plötzlich selbst. Das ist etwas was ungewöhnlich
ist, sich hier aber ganz von selbst ergibt."
Walgesänge,
Vogelstimmen und Naturgeräusche sind die Unterwasser-Hits.
Manchmal ist aber auch Zeit für Klassik, Meditationsmusik
oder Pop. Andrea erspührt die Stimmung im Becken
und holt die Menschen erst einmal da ab, wo sie sind.
Sie ist im Flow, wenn sie am Mischpult steht, baut mit
ihrer Inspiration und sich steigernder Musik energielose
Menschen langsam auf, oder führt die überdrehten
Badegäste mit fröhlichen bis zu meditativen
Klängen behutsam in die Ruhe. Bald wird es, so Andrea,
spezielle CD´s geben, die für "Unterwasser-Kurkonzerte"
komponiert werden. Der bekannte Multi Media-Künstler
und Werbeprofi Franz Aumüller hat dazu eigens das
Label "Liquid Sound" gegründet. Künstler
werden zu Gast im Wasser sein, um aus tief inspirierten
Quellen zu schöpfen. Wasser verbindet, nicht zuletzt
auch mit den unerschöpflichen Reservoirs unserer
reichen Kreativität. Diese Netzwerk-Wirkung ist der
faszinierendste Aspekt für Andrea Gillmer. Vernetzt
mit sich selbst, den anderen, dem Kosmischen, den Sehnsüchten
. . . Liquid Sound ist Trance, Liquid Sound ist
eine Chance!
Die
Wellen der Veränderung
Es
gäbe noch viel zu erzählen, und noch mehr zu
erleben. Interessenten steht daher Liquid Sound und Baden
in Musik
jeden Abend offen. Gelegentliche Unterwasser-Seminare
ermöglichen einen intensiven Kontakt mit ozeanischen
Gefühlen und den therapeutischen Implikationen. Die
ersten Kur- und Freizeitbäder interessieren sich
für Liquid Sound, japanische Investoren klopfen an.
Nach einem herzlichen Abschied von Micky Remann und Bad
Sulza reihen wir uns wieder in den innerdeutschen Stau
ein und Isis liest aus Micky Remann´s Buch "Solar
Perplexus":"Die Wellen der zivilisatorischen
Impulse sind immer auch die Wellen tatsächlicher
Meere, die an historische Küsten schwappten. Der
Lauf der Welten ist ein einziges Drehen und Schwappen,
Drehen und Schwappen.
Das
Weltkarussel der Weltkultur, einmal in Gang gesetzt, drehte
sich westwärts wie ein ekstatischer Derwisch: dreht
sich vom Indischen Ozean der Vedas und schwappt übers
Mittelmeer des klassischen Altertums, dreht sich ein paar
Jahrhunderte später zum Atlantik von Neuzeit und
Nato und schwappt heutzutage in den Pazifik der Zukunft,
von Alaska bis Feuerland, von Japan bis Hawaii, von Sibirien
bis Australien schwappen die Wellen des Beginnens und
spülen neue Märkte und Moden, Päpste und
Paradigmen an Land, präsentieren neue Sonnencremes
für neue Hautfarben und neue Chips für neue
Bewußtseinsklänge. Zurück in Heidelberg,
hielt die Begeisterung noch Tage an. Ebenso die innere
Ruhe und eine tiefe Gewißheit: alles ist gut. Ob
es an der Landschaft, meiner Begleiterin oder an dem seltenen
Vergnügen in Musik zu baden lag - wer will das auseinanderhalten?
Alles fließt ...
(Isis
Herzog, Lutz Berger, Mitte der 90er, als das Bad noch
im Krankenhaus angesiedelt war - inzwischen residiert
es jedoch in der Therme, einem mehrfach ausgezeichneten
Gebäude, das Sie auf den Bilder sahen - eine Reise
wert!).