Vibroakustik,
2. Teil
Wir
hören mit den Ohren, unserem Körper, über
die Knochenleitung - und alle Sinne werden vibroakustisch
auf Klangliegen angesprochen. Diese erobern wegen ihrer
wohltuenden Wirkung zunehmend die Wellness-Oasen. In diesem
Dreiteiler erfahren sie, warum das so ist.
Privatvorstellung
von Olaf Skille
Stellen
Sie sich einen Sack, gefüllt mit Wasser vor. Stellen
Sie sich vor, dieser Sack würde über einen Lautsprecher
gelegt - oder er hätte sonst irgendwie unmittelbaren
Kontakt mit dem Sack. Und dann stellen Sie sich vor, wie
die Musik aus dem Lautsprecher kommt und die Oberfläche
des Sackes berührt.
Was
fühlen wir, wenn wir den Sack anfassen? Schwingungen!
Die tiefen Töne sind dabei am stärksten. Wir
fühlen sie als Vibrationen, dabei sind sie immer
noch Musik. Sie können sie immer noch mit dem Ohr
wahrnehmen, auch wenn wir sie mit unseren Fingern als
Vibrationen spüren. Wo haben wir die Vibrationen
gefühlt? Auf der Oberfläche! Und wo auf der
Oberfläche haben wir sie gespürt ? Überall!
Und was ist mit dem Inhalt des Sackes? Der Inhalt muß
mitvibrieren, um die Oberfläche schwingen zu lassen.
Aber, das heißt ja, daß jedes Wassermolekül
in dem Sack vibriert. Genau!
Stellen
Sie sich vor, der Wassersack hätte eine unregelmäßige
Form. Meinen Sie, daß diese Unregelmäßigkeit
den Inhalt (und damit die Oberfläche) vom Vibrieren
abhalten könnte? Nein? Gut, aber wenn die unregelmäßige
Form jetzt die eines Menschen wäre? Würde das
die Schwingungen in dem Sack in größerem Maße
verändern? Sie wissen es nicht? Aber - wir sind uns
doch einig, daß die ganze Oberfläche des Sackes
– mit ein paar Abwandlungen in der Wellenlänge
vielleicht - vibrieren würde, oder? Der Inhalt des
Sackes in Menschenform würde daher ebenfalls mit
unterschiedlicher Intensität vibrieren - und
nichts in seinem Inneren würde von Schwingungen verschont
bleiben ...
Sack
mit Ohren
Stellen
Sie sich vor, der Sack wäre ein Mann, mit Ohren und
allen anderen Organen, die so zum Körper eines Mannes
gehören. Auf akustischer Ebene stellen wir uns jetzt
einmal vor, daß dieser Mann ein unregelmäßiger,
wassergefüllter Hautsack ist. Stellen Sie sich weiter
vor, daß der Mann auf einem oder mehreren Lautsprechern
liegt. Stellen Sie sich darüberhinaus vor, daß
aus den Lautsprechern Musik kommt, und daß der Mann
diese Musik hört. Wird die Tatsache, daß diese
Musik gehört werden kann, etwas an den physikalischen
Schwingungen in seinem Körper ändern? Korrekt.
Hören kann die physikalischen Eigenschaften eines
menschlichen Körpers nicht verändern.
Er
ist immer noch ein mit Wasser gefüllter Sack - oder
wenigstens gefüllt mit ungefähr 70 Prozent Wasser
oder wäßrigen Substanzen. Aus diesem Grunde
können wir die Vibrationen an der Oberfläche
des Mannes spüren, der auf den Lautsprechern liegt.
Und was ist mit dem Inneren seines Körpers? Wird
sein Körperinhalt auf irgendwie andere Weise in Schwingung
geraten als das Wasser im Sack? Da gibt es keinen großen
Unterschied.Schall
wird sowohl von Wasser als auch von festeren Substanzen
wie Nerven, Muskeln, Drüsen oder Knochen sehr gut
geleitet. Wir müssen uns nur daran erinern, daß
auch bei diesen festeren Substanzen Wasser ein wichtiger
Bestandteil ihrer Zusammensetzung ist.
Stellen
Sie sich den menschlichen Körper als Rezipienten
der Musik vor - NICHT nur mit den Ohren, wie wir das bisher
im Zusammenhang mit Musikwahrnehmung definiert haben:
"Die
Reaktion des Ohres ist der Schlüssel für die
Psychologie der Musik" (Helmholtz, 1912).
"Die
Musik findet hauptsächlich im Bewußtsein des
Komponisten statt, und in dem des Zuhörers. Nicht
wirkliche Klänge, sondern Bilder, Ideen, Ideale,
Gedanken und Gefühle" (Seashore, 1938).
"Das
Konzept »Musik« enthält Formen und Stilarten,
die von Musikern akzeptiert werden können" (Wing,
1970).
"Musik
kann kein klares Symbol für bestimmte Konzeptionen
oder Emotionen sein. Musik stellt eine rätselhafte
Funktion unseres zentralen Nervensystems vor, in enger
Verbindung mit Gefühl, Intellekt und motorischen
Funktionen" (Ustvedt, 1937).
Wie
wir "hören"
Stellen
Sie sich vor, daß es physiologische Reaktionen auf
musikalische Reize geben könnte, und zwar von ganz
anderer Art als die oben beschriebenen psycho-emotionalen
Wirkungen. Besonders dann, wenn wir Lautsprecher, Synthesizer
und Verstärker als Instrumente für den Transport
musikalischer Schwingungen in den menschlichen Körper
benutzen, wird ein Kontakt zwischen der Musikquelle und
dem Körper hergestellt. Es kann kein Zweifel darüber
bestehen, daß die mechanischen Schallschwingungen
allein den Körper derart anregen werden, daß
keine Zelle dieses Körpers von den Schallwellen unberührt
bleiben wird, die den ganzen Körper durchdringen
und sich in ihm ausbreiten.
Die
rezeptive Musiktherapie wird als eine Situation definiert,
in der "der Patient eine Konserve mit live aufgenommener
oder improvisierter Musik beliebiger Stilrichtung anhört.
Klinische Behandlungsziele können musikalisch oder
nichtmusikalisch sein ..." (Maranto,1993). Aber an
dieser Definition fehlt uns das vollständige Konzept
der Aufnahme von Musik: Musik wird so aufgenommen, daß
sowohl die kortikalen als auch die subkortikalen Reaktionen
auf die Anregung des gesamten Körpers mit Hilfe dieser
Musik davon beeinflußt werden.
Die
ultimate Methode, durch Musik unter Hinzufügen kontrollierter,
musikalisch abgestimmter Sinustöne mit monotoner
Amplitudenvariation sowohl Geist als auch Körper
zu stimulieren, nennt sich Vibroakustische Therapie und
wurde vom Verfasser im Jahre 1972 beschrieben (Skille
1972, S.7). Dieses Konzept hat sich langsam aber sicher
in der Welt der Musiktherapie ausgebreitet und wird von
Maranto als eine Methode beschrieben, die "die Anwendung
von Musik und/oder tiefen Frequenzen direkt auf den Körper
beinhaltet ... um eine Vielzahl von psychologischen, physischen
oder medizinischen Behandlungszielen zu erreichen"
(Maranto 1993).
Musik
kann sowohl als Vibration (die in den Körper geleitet
wird) beschrieben werden (Chesky 1996), als auch traditionell
als Klang (der von den Ohren wahrgenommen wird). Tatsächlich
macht es, mit den Augen des Physikers betrachtet, keinen
Unterschied, ob vibratorische oder auditive Rezeptoren
in unserem Körper angeregt werden. Schwingungen werden
mit einer Formel dargestellt, die bei gegebenen Frequenzen
eine Verschiebung von Masse pro Sekunde (mm) beschreibt,
wohingegen die Akustiker auch die Einheit Dezibel (dB)
benutzen, um genau den gleichen Vorgang aufzuzeigen.
Vibroakustik
Excerpts von Olaf Skille:
Anwendung
sinusförmiger, niedrigfrequenter (30 - 120 Hz), mit
Musik unterlegter Schalldruckwellen zu therapeutischen
Zwecken. Prinzip und Methode wurden von Olaf Skille erstmals
auf dem 1. ISFFM-Symposium im Jahre 1982 beschrieben.
Die Mitglieder der Internationalen Gesellschaft für
Vibroakustik (ISVA) haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt
(1996) bereits Datenmaterial aus mehr als 40.000 Stunden
praktischer Anwendung der vibroakustischen Therapie gesammelt.
Die meisten Fallbeschreibungen sind anekdotischer Natur
und laufen schwerpunktmäßig auf eine Überprüfung
der Gültigkeit von Skilles Darstellungen und Entdeckungen
hinaus. Die Wirkung der Therapie kann in drei Bereiche
unterteilt werden:
1.
Krampflösende
und muskelentspannende Wirkung
2. Steigerung
der Durchblutung in den äußeren Gliedmaßen
3. Erkennbare,
aber variierende Wirkungen auf das Vegetativum
Die
Vibroakustische Therapie (VAT) geht physikalisch betrachtet
wesentlich weiter als die meisten anderen Therapieformen,
bei denen Musik bzw. Klänge als therapeutisches Medium
zum Einsatz kommen. Die Musik wie auch die massierenden
Frequenzen werden direkt auf den Körper des Patienten
übertragen, der auf einem mit Lautsprechern ausgestatteten
Sessel oder Bett sitzt bzw. liegt ..
Grundprinzipien
der Frequenzauswahl
1.
Krampflösende
Frequenzen: 40 Hz und 60 Hz.
2. Schmerzen
im LWS-Bereich: 52 Hz.
3. Lungenmassage:
50 Hz. Multi-Frequenzaufnahmen
mit Frequenzen im Bereich um 50 Hz werden ebenfalls eingesetzt.
4.
Hals- und Schulterbeschwerden:
68 Hz.
5. Kopfschmerzen
und Migräne: Versuchsweise Frequenzen in den höheren
Bereichen, die besten Ergebnisse wurden bislang mit 86
Hz erzielt
6.
Rheuma: Normalerweise
Frequenzen aus dem Bereich zwischen 39 und 43 Hz.
7.
Streß:
Frequenzbereich zwischen 52 und 68 Hz. Die Musikauswahl
ist hier sehr wichtig. Die Musik sollte harmonisch und
frei von festgelegten Rhythmen sein.
8.
Muskelschmerzen:
Die Frequenzen werden entsprechend dem Bereich ausgewählt,
in dem die Schmerzen auftreten. Die niedrigsten Frequenzen
kommen bei den größeren Muskelpartien zum Einsatz.
9.
Krämpfe
/ muskuläre Überlastungs-Syndrome: Normalerweise
Frequenzen in den Bereichen um 40 Hz und 60 Hz.
10. Menstruationsbeschwerden
/ Dismenorrhoe: 52 Hz.
Es
wird empfohlen, daß die VA-Anlage nur von Personen
betrieben wird, die über entsprechendes medizinisches,
paramedizinisches oder Hintergrundwissen aus einem therapeutischen
Bereich verfügen.
Symptome
der Überdosierung können auftreten, wenn
a)
die Lautstärke
(Amplitude) zu hoch ist,
b) ein für
den Patienten ungeeigneter Frequenzbereich
angewendet
wird,
c) die Sitzungsdauer
für den Patienten zu lange angesetzt wird.
Symptome
einer Überdosierung sind:
•
kalter Schweiß
• Schwindelgefühl,
Benommenheit
• Tachykardie
(Herzrasen) oder die subjektive Wahrnehmung unangenehm
übersteigerter Herztätigkeit
• Angst-
bzw. Beklemmungszustände
• Muskelschmerzen
nach erfolgter Sitzung
• Akutes
erhöhtes Schmerzempfinden. Wenn örtliche Schmerzen
über mehrere Tage anhalten, so kann dies ein Anzeichen
für eine lokale Entzündung sein, und ein Arzt
sollte zu Rate gezogen werden, um diese Möglichkeit
auszuschließen. Eine eventuell vorliegende Entzündung
sollte zunächst medizinisch behandelt werden, bevor
die VA-Therapie wieder aufgenommen wird.
Diagnosebezogene
Auswahl der Frequenzbereiche und der Musik
Der
Hauptfrequenzbereich für die Vibroakustische Therapie
liegt in der Oktave zwischen 40 und 80 Hz. In manchen
Fällen sind jedoch auch schon Frequenzen oberhalb
oder unterhalb dieser Oktave eingesetzt worden. Therapieprogramme
können in einem Bereich von 35 Hz bis 120 Hz gestaltet
werden. Aufzeichnungen von Therapieprogrammen können
über die unten angegebene Adresse bezogen werden.
Aphasie
(Sprachversagen)
VAT kombiniert mit Sprachtherapie hat positive Effekte
und verbessert die Wirkung der Sprachtherapie. Die Frequenzen
840 Hz bzw. 60 Hz) werden oft im Hinblick auf eine Verstärkung
der Durchblutung oder Reduzierung der Spastizität
gewählt.
Asthma
Basisfrequenz für Lungenmassage: 50 Hz.
Autismus
Mit Musik und Vibration als „Ablenkungsmanöver“
zu arbeiten, kann dem Therapeuten eine Chance geben, besser
an den Patienten heranzukommen.
Blutdruck
VAT hat einen Einfluß sowohl auf den systolischen
wie auch auf den diastolischen Blutdruck. Bei etwa 75%
aller Patienten ist eine Absenkung der Blutdruckwerte
festgestellt worden, und es gibt bislang keine Anhaltspunkte
dafür, daß eine bestimmte Frequenz effektiver
gewesen wäre als eine andere.
Durchblutung
VAT in einem Bereich zwischen 35 und 50 Hz kann zu positiven
Ergebnissen führen.
Fibromyalgie
Beginn mit einer Einzelfrequenz-Sitzung im Bereich 40
Hz, in direktem Anschluß daran eine Mehrfachfrequenz-Sitzung.
Hals-
und Schulterbeschwerden
68 Hz.
Hirnschlag
Hauptstrategie muß hier sein, soviel sensorische
Stimulation wie irgend möglich zu vermitteln. Dies
bedeutet eine besonders vielfältige Anwendung von
Musik und Frequenzen, sowohl durch Einzel- als auch Mehrfrequenzprogramme.
Musik, die der Patient bereits vor dem Schlaganfall gern
gehört hat, kann sehr nützlich sein.
Kolikartige
Schmerzen
Die wirksamsten Frequenzbereiche scheinen zwischen 40
und 45 Hz sowie zwischen 50 und 56 Hz zu liegen.
Lungenemphysem
Frequenzen um 40 Hz haben Wirkung gezeigt.
Menstruationsbeschwerden
Wirksame Frequenz: 52 Hz
Metachromatische
Leukodystrophie (MLD)
Bevorzugte Frequenzbereiche verändern sich mit dem
Fortschritt der Erkrankung. In frühen Stadien scheinen
niedrige Frequenzen (40 Hz) am besten zu wirken, in späteren
höhere Frequenzen (bis 70 Hz).
Migräne
Hohe Frequenzen, normalerweise über 80 Hz.
Morbus
Bechterew
Hauptsächlich der Bereich um 40 Hz, jedoch haben
auch Frequenzen um 60 Hz Wirkung gezeigt.
Multiple
Sklerose
Der Bereich um 40 Hz scheint am wirksamsten zu sein, aber
es wird empfohlen, mit Multifrequenz-Therapieprogrammen
abzuwechseln.
Muskelkrämpfe
40 Hz und 60 Hz.
Muskuläre
Überlastungs-Syndrome
Von 34 Hz bis 68 Hz. Multifrequenz-Programme sind angezeigt.
Ödeme
40 Hz-Bereich. Multifrequenzprogramme sollten bevorzugt
im Bereich von 38 bis 48 Hz zum Einsatz kommen.
Parkinsonsche
Krankheit
Vorzugsweise der 40 Hz-Bereich.
Polyarthritis
35 Hz bis 45 Hz.
Prämenstruelles
Syndrom
52 Hz.
Rett-Syndrom
Frequenzen unter 60 Hz.
Rheumatismus
Hauptsächlich Frequenzen im Bereich um 40 Hz, es
müssen jedoch auch Multifrequenzprogramme mit Elementen
aus höheren Frequenzbereichen in die Therapie einbezogen
werden.
Schlaflosigkeit
Bevorzugt Frequenzen unterhalb 50 Hz.
Schleudertrauma
Achtung: nur indirekte Anwendung von Klang angezeigt.
68 Hz bei niedriger Amplitude.
Schmerzen
im LWS-Bereich
Frequenzen um 52 Hz zeigen normalerweise Wirkung.
Spastische
Zustände
Bereich um 40 Hz sowie um 60 Hz.
Streß
Beginn mit 68 Hz. Multifrequenzprogramme einbeziehen.
Krampfadern
35 Hz bis 42 Hz.
Ulcus
cruris, Druckulzeration
35 Hz bis 43 Hz.
Verstopfung
Es ist bei älteren Heiminsassen mit vermindertem
Stuhlgang nach der VAT ein spontanes Nachlassen der Verstopfung
beobachtet worden. Frequenzbereich: 35 bis 45 Hz.
Zerebrale
Paralyse (Lähmung)
Frequenzauswahl: 40 Hz und 60 Hz. Eine Kombination mit
Physiotherapie ist hilfreich.
Zystische
Fibrose
Beginn der Therapie mit Frequenzen um 50 Hz. Andere Frequenzen
sollten ausprobiert werden, um das procedere individuell
an den Patienten anzupassen.
ISVA
/ Olaf Skille
Kirkegaten 12
N-7600 Levanger / Norwegen
Fax: 0047 - 74083577
e-mail: oskille@online.no
Band
2 enthält ebenfalls wieder ein Special über
Vibroakustik, sowie ein ausführliches Interview mit
dem Heidelberger Arzt und Medizingeräte-Entwickler
Alexander Wunsch
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