Sommer
Special 2002:
Copyright or Copywrong, AKTUELL
OKTOBER
2002
Die
Blätter fallen, es wird kälter und das liegt
nicht nur am Wetter. Alte Ordnungen geraten ins Wanken,
neue Fronten tun sich auf, aus Konsumenten werden User
und die stehen zunehmend einer Industrie im Wege, die
mit aller Macht an alten Strukturen festhält, koste
es was es wolle (selbst die Kunden).
Einen
Sommer haben wir die kleinen und großen Scharmützel
begleitet, die sich Musik, Software- und Filmindustrie
mit Piraten und Kunden liefern, doch langsam ist es
Zeit, das Sommer Special abzuschließen und das
Thema eine Weile sich selbst überlassen. Vielleicht
klinke ich mich nächstes Jahr wieder ein, wenn
die Auseinandersetzung neuen Höhepunkten zustrebt.
Und die kommen:
Festplatten
sind inzwischen beliebter als Viderecorder, tragbare
MP3 Player kommen, P2P, Filesharing, Hardware-Restriktionen
... im nächsten Jahr werden das die heißen
Themen in der Copyright-Auseinandersetzung sein. Mit
dabei: Die üblichen Verdächtigen.
"Schmierenkömödie"
nennt der Rechtsanwalt Bob Kohn die Copyright-Kampagne
der RIAA und ist überzeugt, daß es ihr nicht
um Musik oder um die Rechte der Musiker geht, dafür
aber um Macht und Geld, viel Geld: "Ihr Kernargument
schien, daß es eine für die Konsumenten bequemere
Musikwiedergabe, wie sie digitale Dateien mit sich bringen,
ihre Existenz bedroht ... Die RIAA will Künstlern
das Recht streitig machen, ihre Musik über Kanäle
zu vermarkten, die nicht von den grossen Firmen beherrscht
werden."
Wer
weiterhin informiert sein will, dem empfehle ich die
regelmässige Lektüre von heise
und telepolis,
zweifelsohne der besten Infoquelle zum Thema in deutscher
Sprache: That´s it und danke für Ihre Aufmerksamkeit!
NachrichtenArchiv
Juli/August
NachrichtenArchiv Mai/Juni
Linkliste Copyright
eWeek
7/02 über ein typisches, wenn gleich auch nicht
ganz unproblematisches Konsumentenverhalten
SEPTEMBER
2002
Bayerns
Rechte und die Internet-Polizei
ZDNet
UK berichtet über einen GB-Report (Integrating
Intellectual Property Rights and Development Policy,)
über die Copyright-Problematik von Software und
andere digitale Güter
für Schwellen- und Entwicklungsländer. Die
hochrangig besetzte Kommission (Professor John Barton,
Stanford Law School, Professor John Enderby, Vizepräsident
der Royal Society u. a.) empfiehlt den Entwicklungsländern
vetsärkt auf Open Source Software zu setzen - und
den Industrieländern einen wesentlich lockeren
Umgang mit Digital Right Management. Hintergrund ist
die wachsende Monopolisierung von Information, mit fatalen
Folgen für dier weniger entwickelten Länder.
So hat die Informationstechnologie hohe Erwartungen
geweckt, doch in der Realität spaltet die welt
weiter. Commission
on Intellectual Property Rights (CIPR) - der
gesamte Report
Bayerns
Rechte und die Internet-Polizei
Der Deutsche Multimedia
Verband e.V. (dmmv) und der Verband Privater Rundfunk
und Telekommunikation e. V. (VPRT) haben am 12. September
in Berlin zwei gemeinsame
Gutachten vorgestellt, darunter das 200 Seiten Gutachten
zur "Datenpiraterie im Internet". Es stützt sich
in weiten Teilen auf Vorstellungen und Ausführungen
von Prof. Ulrich Sieber, Jurist an der Ludwig-Maximilians-Universität
München (Bayern, bekannt für seinen Anbau
und Export hochwertiger Rechtspfleger, siehe den Fall
Dr. Reinhard Munzer), der sich wiederum auf die Zahlen
der Business Software Alliance (BSA) und der Internationalen
Föderation der Phonographischen Industrie (IFPI)
stützt, die wiederum die Industrie lobbytechnisch
unterstützt - die üblichen Verdächtigen,
Argumente und Grenzlinien ... und alles am Rande der
Internationalen
Medienwoche in Berlin.
Sieber
hält allein schon aus verfassungsrechtlichen und
wirtschaftlichen Gründen eine schärfere Strafverfolgung
der Raubkopierer für nötig - bis ins Kinderzimmer
hinein. Das läßt die neue Urheberrechtsnovelle
(nur gewerblicher Mißbrauch wird geahndet) weit
hinter sich. Die bayrischen Argumente ließen die
anwesenden Politiker von FDP und SPD jedoch kalt, nicht
ohne Häme bezeichneten sie die Vorschläge
als unnötige "Beckstein des Urheberrechts": Es
mache doch keinen Sinn, Millionen Kunden zu kriminalisieren.
Ein
Repräsentant von RTL New Media plädierte dagegen
ganz im Sinne bayrischer Rechtsauffassung für eine
neue "Internetpolizei, die Stichproben bei Heavy-Usern
durchführt und sich die übertragenen Inhalte
mal anschaut". Dann,
so Stefan
Krempel in heise, könne man denen mal so "richtig
den Prozess machen". Diese Auffassung zeigt eine ausgesprochen
große Kompetenz von RTL New Media in Sachen Urheberrecht
und Technik gleichermaßen: Klasse, Jungs und weiter
so!
Realistischer
der am gleichen Tag erschienene Mediatrend-Ted zur Jahresmitte,
"die große Branchenumfrage von musikwoche.de und
der Entertainment Media Verlag: 500 Einzelstimmen haben
sich auch diesmal wieder an der großen Umfrage
beteiligt - und zeichnen ein überaus gemischtes
Stimmungsbild in der Entertainmentbranche." Anwort auf
die Frage
Was
sind die Themen, die die Branche in Angriff nehmen sollte?
Märkte
abseits des physischen Tonträgers abschließen
35 Prozent
Nachwuchsquote in den Medien einführen
28 Prozent
Kopierschutz durchsetzen 23 Prozent
Urheberrechtsnovelle vollständig durchsetzen
12 Prozent
Exportbüro gründen 3 Prozent
EMI
aus dem britischen Aktienindex raus
London, ausgerechnet am 11.09.02:
EMI fþllt aus dem britischen Aktienindex. Die EMI Group,
im Juni noch rund 3,3 Milliarden Euro wert, ist im September
auf rund zwei Milliarden Euro gefallen. Damit wird es
für eine ehrwürdige Institution der Unterhaltungsindustrie
Ernst: AOL TW schielt schon auf eine Überahme.
User
versus Industry
Das GDI (Gottlieb
Duttweiler Institut) sieht sich als "Dienstleister,
Tabubrecher, Begegnungsstätte und weltweit venetzte
Wissensplattform für Wirtschaft und Gesellschaft.
Im Zentrum unserer Forschungs und Veranstaltungstätigkeit
steht der Handel und sein Umfeld." Ihr Magazin
GDI Impuls gehört zu den besten Wirtschafts- und
Trendblättern im deutschsprachigen Raum. Aus ihrer
aktuellen Ausgabe ein Zitat aus einer Trendbeobachtung
von Stefan Kaiser:
"Die
Tatsache, dass eine rast- und ratlos gewordene Industrie,
die immer mehr am Markt vorbei produziert, sich auf
einen eigentlichen Kampf mit ihren Kunden eingelassen
hat. Mit dieser Strategie schaufeln sich viele Unternehmen
bereits in die nächste Krise, während den
Kosumenten oft nichts anderes übrig bleibt, als
sich in legalen Grauzonen selbst zu helfen. Musterbeispiel
dafür ist der regelrechte Krieg der Plattenindustrie
gegen die MP3-Szene. Statt
sich der Digitalisierung und dem gewandelten Umgang
der Menschen mit Musik zu stellen, versuchen die Distributoren,
mit vorgeschobenen Argumenten ("Rechte der Künstler"),
massivem Lobbying beim Gesetzgeber oder technischen
Hörhemnissen ihren Besitztstand zu sichern.
Das
Resultat sind verärgerte Kunden und Umsatzeinbussen.
Doch bereits wird der nächste Hase für diesen
Krieg aus dem Hut gezaubert in Form von "Digital
Rights Management Systems", die z.B. das Anhören
einer CD nur zeitlich befristet erlauben, bevor diese
erneut "freigekauft" werden muss (eine Technik,
die übrigens schon in den Videotheken scheiterte).
Der vielbeschworene Wachstumsmotor Konsument kommt mit
solchen Strategien wohl ebensowenig aus dem Stottern
heraus wie wenn der legale Parallelimport von Code1-DVD-Filmen
verboten wird (auf denen US-Schauspieler nicht deutsch
sprechen) oder mit proprietären Standards die Kundenbindung
technisch garantiert werden soll. Es geschieht das Gegenteil:
Die Kundenbindung geht im absurden Krieg um konkurrenzierende
Formate verloren ...(direkt
zu, Artikel "Wie
Unternehmen sich in die nächste Krise schaufeln,
eine Trendbeobachtung von Stefan Kaiser")."
AUGUST
2002
Medienkonzerne
- der Countdown läuft
Die Medienkonzerne rutschen weltweit
immer tiefer in die roten Zahlen. Davon sind nicht nur
die großen Unterhaltungskonzenrne betroffen, von
denen - nach Einschätzungen der Analysten - die
Mehrzahl faktisch pleite ist, sondern auch zunehmend
die klassischen Verlagshäuser und Publisher. Major-Aktienverluste
von 80 % sind keine Ausnahme, gleichzeitig geht das
Anzeigevolumen (deutscher Verlage) um 50 und mehr Prozent
zurück. Da
wundert es nicht, daß Sündenböcke gesucht
werden - natürlich nicht in den eigenen Reihen.
Dreimal
napstern - lebenslänglich in den Knast?
Während
Marktforscher unisono das Problem auf katastrophale
Managementfehler zurückführen, auf den Realitätsverlust
gieriger Konzernlenker und Inkompetenz des mittleren
Managements, schiebt die Industrie ihren Kunden den
schwarzen Peter zu, die einfach keine CDs kaufen wollen
und sich die Tracks lieber aus dem Netz ziehen. Dem
widersprechen zwar die neuesten Studien (siehe unten),
aber die Lobbymaschiene läuft auf Hochtouren und
zeigt Erfolge: Illegales Downloaden soll, wenn es nach
John Malcolm vom US-Justiziministerium geht, in Zukunft
nach dem No Electronic Theft Act von 1997 geahndet werden
- und der sieht für den Tausch urheberrechtlich
geschützter Werke Gefängnisstrafen von bis
zu fünf Jahren vor.
Die
RIAA zeigt sich begeistert darüber, daß es
in Zukunft theoretisch möglich ist, Filesharer
(die dreimal dabei erwischt werden) lebenslänglich
hinter Gitter zu bringen (was in einer Reihe von US-Bundesstaaten
nach dem three-strikes-Prinzip denkbar wäre). Gleichzeitig
hat die RIAA die Verfolgungen von besonders aktiven
Filesharern aufgenommen, fordert von Providern die Herausgabe
von Personendaten und setzt auf stalinistische Schauprozesse.
Auch wenn dieses Szenario vielleicht übertrieben
erscheint, zeigt es deutlich, was Konzerne von ihren
Kunden halten: Konsumverweigerer gehören in den
Knast.
Murdoch,
Medien und Moral
Wer
im Glashaus sitzt: Ausgerechnet für Herren
wie Murdoch und seinen Manager Peter Chernin, Chief
Operating Officer von News Corp. und Chef der Fox Group,
ist das Internet eine "moralfreie Zone" voller
zügelloser Piraterie, Pornografie und Spams. Liberalfaschist
Murdoch, dessen englische Boulevard- und Pornoblätter
seit jeher nicht nur rigiden Moralisten ein Dorn im
Auge waren, als Oberzensor, der Sitte und Moral in Gefahr
sieht? Und was ist mit seinen Schmierblätter "The
Sun" und "News of the World"? Wahrscheinlich kommt morgen
Berlusconi und will uns Demokratie nahebringen, das
tut weh!
Kriminalität
im Internet
Was
die Computerkrimninalität in Deutschland angeht:
"Seit dreizehn Monaten betreiben das Unabhängige
Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein
(ULDZ) und die ÊTechnische Universität Dresden
im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsminister geförderten
Modellprojekts den Anonymisierungsdienst ... Besonderen
Wert legen die Datenschützer auf die Feststellung,
dass "die Kriminalität im Internet offenbar
weit geringer ist als bisher angenommen". Dies
hätte die Analyse des AN.ON-Projekts ebenfalls
gezeigt. Dazu Bäumler "Den circa 1,2 Millionen
Nutzungsfällen stehen insgesamt 17 Anfragen von
Strafverfolgungsbehörden im Rahmen eines strafrechtlichen
Anfangsverdachts gegenüber. Die überwiegende
Mehrheit waren Anfragen von deutschen Behörden."
Gerade diese Statistik würde zeigen, dass das Internet
nicht der "Hort des Bösen" ist, wie dies gerne
in der Öffentlichkeit dargestellt werde (zum
Artikel).
Zwei
neue Download-Studien
Forrester war immer schon gut, das Business aus einer
gewissen Distanz zu betrachten - zumindest was die Studien
über die Musikindustrie angeht. Und auch die neueste
zieht ihre Klagen in Zweifel - sie hält die Probleme
für weitgehend hausgemacht und Downloads keineswegs
schuld an der Misere der Majors. Und wenn man die beiden
Forrester-Studien vergleicht (sie liegen ca. drei Jahre
auseinander), merkt man, daß sich die Majors schwer
tun: im Grunde hat sich nichts verändert - zumindest
aus der Sicht des Konsumenten. Heise:
"So
heißt es in der Studie der Yankee Group ähnlich
wie bei Forrester, die kommerziellen Musikangebote der
Labels hätten bislang wenig Auswirkungen auf die
Situation gehabt, da die Dienste nicht das Repertoire
aller Labels anböten, sondern nur derjenigen, die
bei einer Plattform gerade mehr oder weniger zufällig
kooperierten. Auch wollten die Verbraucher keineswegs
Musik mieten, sondern die Kontrolle über die von
ihnen gekaufte Musik behalten - sie also auch auf CD
brennen, auf portablen Playern und andere Geräte
abspielen und die Musikstücke nutzen können,
auch wenn sie das Abonnement eines bestimmten Dienstes
beenden. Die Labels sollten aber nicht glauben, dass
Systeme zum Digital Rights Management die User davon
abhalten könnten, diese Ansprüche durchzusetzen
..."
In
die gleiche Kerbe schlägt auch die Studie der Yankee
Group. Interessant, daß beide Marktforscher der
Musikindustrie die Leviten lesen und zu ähnlichen
Ergebnissen kommen: Die Downloads werden weiter zunehmen,
denn der Konsument achtet nicht auff dieses oder jenes
Label - er will einfach Musik. Und selbst der Schritt
nach vorn, die veränderten Portale der Majors,
spielen immer noch das alte jeder-gegen-jeden-Spiel,
obwohl sie es sich kaum lange leisten können: Der
Bloomberg US-Medien-Aktienindex ist in den letzten 12
Monaten um 40 % gefallen, AOL Time Warner und Vivendi-Universal
haben in den letzten acht Monaten 70 % ihres Wertes
verloren! Aber - so die Studien - ab 2005 soll es wieder
bergauf gehn!
The
End of Free?
Please, let it be!
Der
Washingtonpost.com-Chef widerspricht dem vielbeschworenen
Trend zu Bezahlinhalten und setzt langfristig auf bessere
Werbeeinnahmen. Zwar suchen immer mehr Anbieter ihr
Heil in kostenpflichtigen Abos und Angeboten, doch der
CEO und Herausgeber der Websites Washingtonpost.com
und Newsweek.msnbc.com plädiert vehement für
kostenlose Angebote: Die Erlöse aus Abonnements
würden bei weitem überschätzt.
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