Womb
Sounds -
Symphonie im Mutterleib,
1. Teil
Vollständige
- nicht redegierte - Übersetzung des Originalartikels
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Stressreduzierung
in den vor- und nachgeburtlichen Phasen,
Musiktherapie, Einsparung bei Behandlungskosten
Dr. Fred J. Schwartz
Der
Autor, der als Anästhesist auf dem Gebiet der Musiktherapie
in der Medizin tätig ist, schöpft in dieser
Abhandlung über Psychophysiologie während und
nach der Gestation aus seiner reichen Erfahrung. Die Anwendung
von Musik als Ergänzung zur medizinischen Pflege
für Mutter und Kind in den Vor- und nachgeburtlichen
Phasen, die daraus resultierenden verbesserten Ergebnisse
der Behandlung, sowie Einsparungen bei den Arzt- und Behandlungskosten
werden angesprochen.
Die
Wichtigkeit akustischer Einwirkungen auf den Fetus als
Quelle der Kommunikations- und Lernfähigkeit wird
ebenfalls untersucht. Vom Standpunkt des Anästhesisten,
wird das Bewußtsein sowohl chemisch als auch psychotherapeutisch
manipuliert, um ein vermindertes Schmerzerlebnis, eine
veränderte Rückerinnerung und eine abgeschwächte
Reaktion auf Streß zu erzielen.
Einer
der häufigsten Bestandteile meiner Arbeit ist die
Anwendung von Streßvermindernden Methoden während
unterschiedlicher Bewußtseinszustände der Patientinnen.
Ich habe festgestellt, daß sowohl Beruhigungsmittel,
als auch Vollnarkose im menschlichen Geist Wege eröffnen
können die den Zugang zu Heiltherapien erleichtern.
Musik und Bildersprache haben gleichfalls stark heilende
Qualitäten; werden sie während der Anästhesie
angewandt, ergänzen sie deren streßvermindernde
Eigenschaften und fördern eine rasche Heilung.
Einige
der Vorteile der Musikanwendung im Entbindungsraum die
die Wirkung der Beruhigungs- bzw. Betäubungsmittel
ergänzen, sind: Beschleunigung des Geburtsvorgangs
mit reduziertem Schmerzempfinden und Abschwächung
der Reaktion auf Streß während der Geburtswehen,
was sdiese könnten möglicherweise Benommenheit
oder verlangsamte Atmung beim Neugeborenen verursachen).
Oft fühlt sich die werdende Mutter ein gewisses Unbehagen
bei den Handhabungen an der Gebärmutter unmittelbar
vor dem Kaiserschnitt. Musik ist hier ein sehr wirkungsvolles
Mittel um dieses Unbehagen zu lindern. Ich versuche, ein
Gefühl dafür zu entwickeln, was das Paar und
das noch ungeborene als beruhigend empfinden; falls sie
es nicht wissen, schlage ich klassische oder aber New-Age-Musik
vor. Meiner Meinung nach hat solche Musik eine ausgezeichnete
Wirkung während eines Kaiserschnitts.
Geschmackliche
Präferenzen
Damit
Sie einen Eindruck davon bekommen, wie verschieden die
Wünsche sind, die mir in diesen Zusammenhang mitgeteilt
werden, berichte ich Ihnen von einem Freitagabend an dem
ich drei Kaiserschnittentbindungen auszuführen hatte.
Die ersten beiden fanden zu den Klängen Beethovens
Klaviersonaten statt. Als das dritte Paar nach seiner
Vorliebe gefragt wurde, antwortete die Frau:" Mein
Baby mag nur Rock `n` Roll, aber Sie müssen ihn sehr
laut spielen!" Sie wählten Bruce Springsteens
"Born in the USA", und es schien dem Ereignis
wirklich gut zu entsprechen. Eine übertriebene Reaktion
auf Streß hat während der Schwangerschaft und
des Geburtsvorgangs eine negative Auswirkung, ähnlich
wie in Krankheitsprozessen. In den meisten Fällen,
wird den physiologischen Folgen von Streß durch
Streßhormone, sogenannte Catecholamine, entgegengewirkt.
Bei
einer Schwangerschaftspatientin können erhöhte
Mengen dieser Hormone eine reduzierte Wirksamkeit der
Gebärmutterkontraktionen verursachen,( Simkin, 1986),
was dazu führen kann, daß bei mancher dieser
Patientinnen ein Kaiserschnitt nötig wird. Starke
Besorgnis der Mutter ist in Zusammenhang mit dem Absterben
des Fetus im 3. Trimester gebracht worden. (Myers &
Myers, 1979).
Noch
häufiger ist es vorgekommen, daß extrem ängstliche
Patientinnen während der Wehen eine so hohe Stufe
des Catecholamin - Ausstoßes erreichen, daß
es zu einer Reduzierung des Bluteinflusses in der Plazenta
führt, und das ungeborene dadurch in eine Art Bedrängnis
versetzt werden kann.
Dieser
Zustand wird intensiviert, falls die in den Wehen liegenden
Patientin hyperventiliert, denn dann kann eine weitere
Reduzierung des Blutflusses in der Plazenta erfolgen.
Die Fähigkeit der Musik, Atemgeschwindigkeit zu verlangsamen
und Streßreaktionen zu vermindern, wirkt sich während
des Geburtsvorgangs wohltuend aus; es ist vorgekommen,
daß die Zeit verkürzt wird, in der die Geburt
vonstatten geht.( Winokur, 1984).
Doch
selbst wenn dies nicht geschieht, wird der Geburtsvorgang
von der Patientin kürzer empfunden. (Clark, McCorkle
& Williams, 1981). Studien
zeigen, daß Musik hören schmerzlindernd ist
( McKinney, 1990, Hanser, Larson & O´Connell,
1983)
Während
der Schwangerschaft meiner Frau, fing ich an, über
die Umgebung des noch ungeborenen Kindes nachzudenken.
Ich wußte, daß der Fetus bereits im Mutterleib
auf Musik und Geräusche reagiert, und ich beschäftigte
mich mit intensiver damit, was es für den Fetus bedeutet,
ständig dem Geräusch des Blutrauschens in der
Plazenta ausgesetzt zu sein.
Babies
an der Herzseite
Während
seiner früheren Studien bemerkte Dr. Lee Salk ( 1973),
daß die meisten Mütter neugeborener Kinder
ihren Säugling mit Vorliebe an der linken Seite ihrer
Brust halten - der Herzseite. Dr. Salk analysierte die
damals populären Bücher mit Photographien und
künstlerischen Abbildungen von Säuglingen und
Erwachsenen. Fast 80% dieser Abbildungen zeigten die Mutter
mit ihrem Kind an der linken Seite.
Diese
Vorliebe ist durch alle Kulturen verbreitet. Innerhalb
einer großen Gruppe von Müttern mit Kind, stellte
Salk eine Replik der Herztöne her, wie sie von der
linken Seite zu vernehmen waren (und benutzte diese Töne,
um Neugeborene auf der Kinderpflegestation in Krankenhaus
zu beruhigen). Er argumentierte, daß die Geräusche,
wahrgenommen "in utero", sich beim ungeborenen
Kind so einprägen, daß nach der Geburt ähnliche
Geräusche in einem funktionellen Zusammenhang mit
dem ursprünglichen Erlebnis stehen. Dies erklärt
rhythmische Ähnlichkeiten der modernen Musik mit
Rhythmen in der Gebärmutter.
Andere
Fachleute sehen eine Verbindung zwischen Gebärmuttergeräuschen
und den "Unsinnlauten", die Mütter gebrauchen,
wenn sie mit ihrem Neugeborenen sprechen, z.B.: "hush",
"shush", "shah" (jiddisch), "Ushuru"
(äthiopisch), und "enshallah" (ägyptisch).
Vielleicht ist hier ebenfalls eine Erklärung zu finden
für die Benutzung ähnlicher Laute in den verschiedenen
Religionen, z.B.: "Om" (Buddhismus), "Shalom"
(aus dem Hebräischen), tibetanische Oberton Gesänge,
gregorianische Gesänge.
Ultraschalluntersuchungen
haben ergeben, daß der Fetus bereits in der 16.
Woche der Schwangerschaft auf Geräusche außerhalb
des Mutterleibs reagiert. (Hepper, 1994, Shahidullah &
Hepper, 1992).
Das Geräusch des durch die Plazenta fließenden
Bluts wird vom Ungeborenen als sehr laut und stark wahrgenommen.
Bei Frequenzen unter 500 Hz ist die Durschnittsstärke
80 Db mit Spitzenfrequentzen von 95 Db. (Gerhardt &
Abrams, 1996). Das wäre eine Lautstärke vergleichbar
mit der in einem Tanzlokal am Samstagabend.
Der
Mozart-Effekt
Viel
Aufmerksamkeit ist auf den sogenannten "Mozart-Effekt"
gerichtet worden; da Festgestellt wurde, daß das
Hören von Mozarts Musik den IQ von Universitätsstudenten
erhöht. (Rauscher & Ky, 1995). Außerdem
hat die Arbeit mit Vorschulkindern bewiesen, daß
durch musikalische Übungen Sprachentwicklung sowie
räumliche und mathematische Fähigkeiten gesteigert
werden. (Rauscher, et al, 1997).
Befunde
unterstreichen die Tatsache, daß Lernbegünstigungen
dieser Art weit zurück reichen bis in die vorgeburtlichen
Perioden, und daß die Töne Klänge im Mutterleib
möglicherweise Auskünfte enthalten die wesentlich
sind für Entwicklungen des Gehirns im werdenden Kind.(Devlin,
Daniels & Roeder, 1997, Shetler, 1989).
Das
Neugeborene kann - beim Hören einer Tonaufnahme vorgeburtlicher
Geräusche und Laute - zwischen den Geräuschen
im Leibe seiner Mutter und den von einer anderen Frau
unterscheiden (Righetti, 1996). Es ist ebenfalls in der
Lage, emotionale Inhalte in den vorgeburtlichen Geräuschen
wahrzunehmen und reagiert darauf mit Veränderungen
in seinen Bewegungen und in der Herzgeschwindigkeit. (Righetti,
1996).
Das
Spielen, Singen eines einzelnen Tons, das Sprechen einer
einzelnen Silbe, enthält eine große Menge "Auskünfte
über den Fetus. Der Inhalt des gesungenen, gespielten,
oder gesprochenen Tons, oder Laute ist voll emotionaler
Mitteilungen, die für den Fetus von großer
Bedeutung sind und von ihm genutzt werden können.
Das Netzwerk der Nerven im Gehirn des Fetus, sowie des
Neugeborenen unterzieht sich einer lernabhängigen
Neugestaltung.
Dieser
Vorgang schließt sowohl einen "Rückschritt"
--- eine Regression --- des Nervenkreislaufs als auch
Zellenwachstums des sich entwickelnden Hirns ein. Dies
deckt sich mit der Beobachtung von Psychologen, daß
Säuglinge und Kleinkinder erweiterten Verhaltensfähigkeiten
besitzen, die im späteren Leben (unter Umständen)
wieder verschwinden. (Johnston, 1995).
Da
das Hören beim Fetus wahrscheinlich die Hauptkomponenten
bei der lernbedingten Regression bzw. Des Wachstums der
Synapse ist, nimmt der Fetus praktisch an einer Art Hör-Amphittheater
des 2. Und 3. Trimester teil, was effektiver sein mag
als jedes spätere Klassenzimmer. Es ist offensichtlich,
daß wir uns am Anfang der Untersuchungen des Zusammenhangs
zwischen Klangwelt und neurobiolgischer Entwicklung im
Fetus und im Neugeborenen befinden.
Burt
und Joe Wolff
Meine
Beschäftigung mit der vorgeburtlichen akustischer
Umgebung führte zu einer Zusammenarbeit mit Burt
und Joe Wolff. Wir stellten eine Musikaufnahme her mit
Geräuschen aus dem Mutterleib und weiblichen Stimmklängen,
genannt Transitions TM, und auch eine Serie von Aufnahmen
aus dem Mutterleib zur Anwendung in der Zeit der Schwangerschaft,
des Geburtsvorgangs und selbst für Kleinkinder. Es
wurde uns klar, daß diese Art von Musik sehr beruhigend
auf das Neugeborene wirkt, vor allem auf das frühgeborene
Kind.
Eine
spätere Studie, daß Anregungen TTM Musik hilfreich
war bei der Pflege künstlich beatmeter, frühgeborener
Kinder mit niedrigem Sauerestoffgraden. Bedeutende Vergrößerungen
der Sauerstoffsättigung und Reduzierung der Unruhe
wurden beobachtet bei der Anwendung von Musik. (Collins
& Kuck, 1991).
Eine
weitere Studie zeigte, daß, wenn Wiegenlieder bei
der Intensivpflege von Neugeborenen gespielt wurden, weniger
Fälle von Sauerstoffmangel vorkamen. (Caine, 1991).
Es besteht kein Zweifel, daß manche Geräusche
mit hohen Db-Stufen, verursacht von Geräteschaften
und Alarmsignalen in der Intensivpflegeabteilung, Neonatal
Intensive Care Unit, NICU für das Neugeborene schädlich
sind.
Während
Untersuchungen bei Frühgeborenen wurde eine Gruppe
dieser Kinder von den sie umgebenden Geräuschen in
der NICU durch Ohrenschützer isoliert. (Zahr &
Traversay, 1995). Dieser Kinder hatten eine höhere
Sauerstoffsättigung und verbrachten mehr Zeit in
der Schlafphase als die Kinder in der ungeschützten
Gruppe.
Einige
weitere Untersuchungen bewiesen, daß die tägliche
Gewichtszunahme sich verdoppelte wenn die Frühgeborenen
die wohltuende Wirkung der Musik genießen durften.
(Caine, 1991, Coleman, Pratt & Abel, 1996).
Zusätzliche
Studien zur Anwendung von Musik bei der Pflege von frühgeborenen
Kinder ergaben, daß Musik-therapierte Kinder 3-5
Tage früher als üblich aus der NICU entlassen
wurden. (Caine, 1991, Colenman, Pratt & Abel, 1996,
Standley, 1996). Zwei Umstände, die das Wachstum
und eine frühe Entlassung aus der NICU gefährden
können, sind verminderte Blutsauerstoffzufuhr und
übermäßiger Sauerstoffverbrauch als Folge
von Streß. Eine gesteigerte Reaktion auf Streß
verzehrt auch kostbare Kalorien.
Einsparpotential
in Zahlen
Es
wird also deutlich, daß die Anwendung einer Musiktherapie
nicht nur wohltuende Wirkung auf das Wachstum und die
Entwicklung der frühgeborenen Babys hat, sondern
darüber hinaus zu Ersparnissen bei den Behandlungskosten
führen kann, die ein wesentliches Problem für
die heutige Gesellschaft sind. Allein in den USA kostet
intensive Pflege der Frühgeborenen mehr als 1000
US Dollar pro Tag pro Kind, d.h.: im Jahr 3,5 Milliarden
US Dollar. Die zusätzlichen Kosten einer Sonderschulerziehung
und die fortlaufenden Kosten der medizinischen Behandlung
für solche Kinder sind größer als die
Initialkosten für die NICU-Intensivpflege. (Lewit,
et al, 1995).
Vieler
dieser Kinder leiden unter Hör- und Sehschwächen
oder Lernunfähigkeit. Schließlich verursachen
diese Kosten nur Menschen, die ihre eigene Leistungsfähigkeit
nicht voll entwickeln können. Es scheint also, daß
wir mit relativ kleinen Ausgaben für die Anwendung
von Musikaufnahmen auf der Intensivstation einen Aufenthalt
dort um mehr als 3 Tage verkürzen und dabei 3.000
US Dollar pro Kind einsparen könnten.
Die
Frühgeburt ist die hauptsächliche Ursache für
zu niedriges Körpergewicht des Kindes bei der Geburt
und den Tod von Neugeborenen in den USA. (Wegman, 1996).
Die Tatsache bleibt bestehen, daß in den USA fast
ein Kind von hundert kurz nach der Geburt stirbt. (Paneth,
1995). Dies ist die höchste Sterblichkeitsziffer
aller Industrieländer. Trotz all unseren Bemühungen
bleiben die Folgen der Frühgeburt ein riesiges Problem
für die Gesellschaft. Viel Aufmerksamkeit ist auf
das vorbeugen von Frühgeburten gerichtet worden,
doch trotz vieler Recherche und des Einsatzes großer
Geldsummen zu diesem Zweck, ist die Häufigkeit der
Fälle in den USA nicht geringer geworden. (Paneth,
1995).
Einige
Umstände sind mit der Gefahr der Frühgeburt
und des niedrigen Körpergewichts bei der Geburt in
Verbindung gebracht worden. Viele davon stehen in einer
Wechselbeziehung zueinander. In den USA kommt eine große
Zahl der Frühgeburten bei jugendlichen Müttern
vor, die in Armut leben und keine Unterweisung in vorgeburtlichen
Pflege haben. Hinzu kommen schlecht Ernährung, Streß,
Tabakkonsum und Drogenmißbrauch ( Shiono & Berman,
1995, Hedegaarg, Hendriksen & Niels, 1996).
Um
einen tieferen Einblick in das Phänomen der Frühgeburt
zu gewinnen, schauen wir darauf, was wir bereits über
das Ingangsetzen der Wehen wissen: vor Tausenden von Jahren
glaubte Hippogrates, daß das ungeborene Kind selbst
entscheidet, wann der Geburtsvorgang beginnen solle. Wir
haben heute starke Beweise dafür, daß es sich
tatsächlich so verhält. (Nathanielsz, 1995)
,,, weiter
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