Ein
weiteres Beispiel: Innen- und aussengesteuerte Motivation.
Lern-Barrieren werden nicht als Hindernis betrachtet,
sondern als Herausforderung umgedeutet (denken Sie
an die Hacker-Studie). Klassische Domäne des
radikalen Konstruktivismus und der modernen Erkenntnistheorie:
Unser Gehirn gibt die Welt nicht wieder, es erfindet
sie ständig neu. Praktische Umsetzungstrategien
kann unter anderem die Neuro Linguistische Programmierung
(NLP) vermitteln, Praxis ist auch deshalb
wichtig, weil Lernen keine allzu große Passivität
duldet. Wir wollen unterhalten werden.
Brain
Entrainment
Was
Lernen angeht, ist es eigentlich unmöglich,
nicht zu lernen. Dies tut unser Gehirn am effektivsten
in Entspannung, spielerisch und in kurzen
Zeiteinheiten. Lockert man seine Skelettmuskulatur
und entspannt sich, treten langsamere Gehirnwellen
auf den Plan, die mentale Spitzenleistungen begünstigen.
Spätestens hier kommen Mind Machines und Mentaltechniken
ins Spiel, um einen optimalen, lernbereiten Zustand
zu induzieren. Mind Machines sind "elektronische
Meditationshelfer", die mittels Licht und Ton,
Farbe, magnetischen Feldern und bioelektrischen
Impulsen Einfluß auf das Bewußtsein
nehmen.
Am
bekanntesten sind die optisch-akustischen Geräte,
sie stimulieren unter anderem Lernbereitschaft und
Kreativität, indem sie dem Benutzer Bewußtseinszustände
erschließen, die außerhalb der "Normalität"
liegen. Mittels Brille und Kopfhörer
diese Zustände anzuregen und situationsbezogen
einzusetzen, sich die Fülle der Möglichkeiten
des Gehirns zu erschließen, gehört zu
den wichtigsten Lern-Leistungen der Zukunft. Meditation,
Autogenes Training sind die klassischen (aber zeitraubenden)
Techniken, Mind Machines und mentale Trainingssysteme
erlauben ähnliche Effekte in einer ungleich
kürzeren Zeit.
"Brain
Entrainment" nennt dies Dr. Harrah-Conforth,
der an der Indiana University optisch-akustische
Mind Machines genauer unter die Lupe nahm. „Brain
Entrainment ist äußerst effektiv in der
Induzierung von Bewußtseinszuständen
und geradezu narrensicher", so Harrah-Conforth
und prophezeit der jungen Technik eine große
Zukunft. Dr. Roman Chrucky, Medical Director of
the North West Jersey Development Center in Totowa
pflichtet bei und verweist auf einen "direkten
Zusammenhang zwischen optisch-akustischer Stimulation
und neuen, kreativen Ideen und Gedanken".
Dazu
kommt, daß die Kopfhörer-Situation optisch-akustischer
Mind Machines eine gezielte Ansprache des rechten
und linken Gehirns durch das jeweils gegenüberliegende
Ohr erlaubt, womit wir wiederum direkt diverse Erkenntnisse
der neueren Hemisphärenforschung umsetzen können.
Beispielsweise erlaubt die gezielte Ansprache des
linken Ohrs die Umgehung der kritisch-rationalen
Instanz der linken Hemisphäre (jeweils bezogen
auf Rechtshänder), was neuen Lernstoff leichter
lernen lässt. Auch Verhaltensmodifikationen
lasen sich so leichter realisieren, die Verwendung
von Suggestionen und Mentalkassetten erlaubt interessante
neue Wege der praktischen Psychologie.
Twilight
Learning
Oder die Arbeiten von Thomas Budzynsky, der die
willentliche Produktion vonTheta-Wellen mit einer
relativ einfachen Biofeedback-Versuchsanordnung
trainiert, was wiederum erlaubte, große Mengen
Lernstoff in relativ kurzer Zeit zu absorbieren.
Für Forschungen, Diplomarbeiten und Dissertationen
ein unbegrenztes Feld - zumal mit interessanten
kommerziellen Karrieremöglichkeiten für
engagierte Pädagogen. Interessiert?Am
pointiertesten hat Dr. Rudolf Kapellner (Philosoph,
Psychologe und Elektroniker aus Wien) die Effekte
audio-visueller Stimulation beschrieben. Ihre Anwendung
führt nach seinen Untersuchungen zu
„
Flexibilität im Denken
‑
Übersicht über komplexe Zusammenhänge
‑
Wahrnehmung der Komplexität im Mentalen als
Antwort auf die Vielschichtigkeit der Aufgaben
‑
reichhaltigem Fühlen und Intuition als komplementäre
Ergänzung von Logik und Analytik
‑
Erkennen und Erfahren unterschiedlicher Bereiche
des Bewußtseins und der damit verbundenen
besonderen Fähigkeiten und Qualitäten."
Bus,
Bett, Bahn
Darin liegt also die evolutionäre Berechtigung
der Mind Machines, womit sich der Kreis wieder schließt,
denn interessanterweise werden selbst naturwissenschaftlichen
Durchbrüche meist im Bereich der „drei
großen B´s" erzielt: Bus, Bett
und Bahn. Tätigkeiten, bei denen man
weitgehend frei seinen Gedanken nachgeht, absichtlos,
locker, in der leichten Trance des Tagtraums.
Dabei wird nachdrücklich die rechte Gehirnhälfte
aktiviert, die im Gegensatz zu der linken nicht
linear und in kleinen Schritten denkt (was viel
Zeit kostet), sondern komplexe Zusammenhänge
intuitiv erfassen und verarbeiten kann.
Zudem
steigert die bildhafte Vorstellung (Visualisieren)
die körpereigene Produktion des neurotransmitters
Acetylcholine, der eng mit Lernen in Verbindung
steht. Eng verknüpft damit ist die Kreativität,
eine Fähigkeit, die in Zukunft zunehmend wichtiger
wird. So profitiert auch die Logik von einer neuen
Art des Denkens, die in der traditionellen Schule
bisher eher verpönt war: Kreativität und
Intuition.
Weitere
Beispiele zum Thema Mind und Maschine: In Österreich
untersuchte die junge Psychologin Petra Braunschmied-Wolff
den Einfluß von optisch-akustischen Mind Machines
auf die Konzentrationsfähigkeit. Diejenigen
Probanden, die sich mit dieser Technologie anfreunden
konnten, erzielten deutliche Verbesserungen und
konnten ihre Konzentrationsfähigkeit zum Teil
verdoppeln. Daneben
gibt es auch andere Techniken und Verfahren, beispielsweise
eine Kassettentechnik mit dem Namen
‑
HEMI-SYNC
(steht für Hemisphären-Synchronisation).
Dabei wird durch einen akustischen Trick das Bewußtsein
angesprochen, beispielsweise die Alpha- und Thetawellenproduktion
angeregt. Diese Kassetten sind an zahlreichen amerikanischen
Colleges und Universitäten im Einsatz, Sie
brauchen dazu lediglich einen Stereo-Kassettenrecorder
und ein Paar Kopfhörer. Oder Lernen im
‑Samadhi
Tank
(eine rundrum geschlossene Badewanne, gefüllt
mit einer Salzlösung, auf der der Benutzer
treibt). Zahlreichen Untersuchungen belegten Turbo-Lerneffekte,
anliches gilt auch für die
‑
craniale Elektrostimulation
wobei minimale Ströme über Elektroden
an den Ohrläppchen abgegeben werden (ähnlich
der klasischen Akupunktur). Auch hier liegen höchst
interessante Studien über eine erhöhte
Lernleistung vor, was offensichtlich für alle
die hier aufgezählten Techniken gilt, die an
der Grenze zwischen Psyche und Soma operieren, indem
sie gezielt das Bewußtsein stimulieren und
Entspannungszustände induzieren können.
Wenn
Sie mehr über Mind Machines und mentale Trainings-Systeme
erfahren möchten, empfehle ich Ihnen die Bücher
"Megabrain" von Michael Hutchison, "BRAIN-TECH/Das
Buch", bzw. "Das neue Gehirn" von
Johannes Holler. Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Allerdings - grau ist alle Theorie und nichts ersetzt
das eigene Erlebnis! Diese
Brain-Techniken werden in den nächsten Jahren
sprunghaft weitere Verbreitung finden, speziell
auch in der Weiterbildung, denn in Zukunft sind
abstraktere Fähigkeiten gefragt. Beispielsweise
Sensibilität
gegenüber Problemen
die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen
Flüssigkeit des Denkens
viele Ideen, Bilder, Assoziationen und Aspekte
auf ein Stichwort hin zu liefern
Flexibilität
des Denkens
Ordnungen und Ebenen zu wechseln, um neue
Bezugsrahmen zu ermöglichen und
die Pflege der persönlichen Originalität,
der Einzigartigkeit des eigenen Denkstils.
So
verknüpfen sich Denken und Lernen untrennbar
mit Optimismus gegenüber einer (offenen) Zukunft,
beides verträgt sich allerdings nicht so recht
mit unserem systemimmanenten Hang zum Erhalten und
Bewahren. Im Gegenteil, auf der Suche nach
persönlichen Spitzenleistungen sind zunehmend
Mentaltechniken gefragt, um Störungen und Instabilitäten
gezielt herbeizuführen und zu managen.
Ziel
ist es, sich an Bifurkationspunkte (ein Begriff
aus IIlya Prigogine´s dissipativen Strukturen)
zu katapultieren, die dem Einzelnen oder einer Gruppe
möglichst viele Optionen, neue Wahlmöglichkeiten
eröffnen. Nur im Zustand permanenter Instabilität
kann sich Neues Lernen entwickeln, konzentrieren
Sie sich auf "den Unterschied, der den Unterschied
macht". Denn für blosse Kompetenz ändert
sich die moderne Gesellschaft viel zu schnell.
Und
jetzt?
Nach
soviel Zukunft hier ein wenig Praxis. Auch in der
sonst eher neophobischen Schweiz gibt es erste Bemühungen,
die Schule wieder gesellschaftsfähig zu machen.
Im Kanton Bern werden derzeit ein Dutzend selbstverwaltende
Experimentalklassen eingerichtet, die - unter anderem
- auf das traditionelle Benotungssystem verzichten.
"Keine Noten, kein Konkurrenz-Denken, keine
Angst, aber trotzdem Erfolg (Gerd Gerken, Radar
für Trends)".
Auch
die Suggestopädie (Superlearning) istschulisch
auf dem Vormarsch. Dabei wechselt sich Lernen in
Entspannung mit gehringerechter Action und Entertainment
ab. Die verwendete Barockmusik dient der Beruhigung,
ein Verfahren, das sich durch Mind Machines und
HEMI-SYNC-Kasetten übrigens deutlich steigern
lässt. Erste Beispiele aus der Praxis verliefen
sehr erfolgversprechend.
Es
geht voran
Keine
Atempause, Aufbruchstimmung an allen Ecken
und Enden, dieses Buch ist ein weiteres Beispiel
für eine offene Zukunft im Bereich Lernen.
Eines von vielen - und wenn starke Kräfte auf
ein offenes System einwirken, kommt es in dissipativen
Strukturen (Ilya Prigogine) zu dem Phänomen
des Phasenübergangs. Das System kann eine Zeitlang
die neuen Informationen absorbieren, wird aber schließlich
so gestört, daß es schlagartig zusammenbricht
- oder sich auf der Stufe einer höheren Ordnung
neu und komplexer reorganisiert. Denken und
Lernen lernen, "es ist eine Art von erweiterter
Autokalyse, die wesentlich ist, um statt des Gleichgewichts
Gabelungspunkte zu erhalten, von denen ausgehend
unterschiedliche raum-zeitliche Strukturen entstehen."
(Ilya Prigogine in World Media, TAZ 24. 12. 91).
Unser Gehirn ist eine dissipative Struktur par excellence.
Ebenso wie unsere Gesellschaft - und die Schule.
Zusammenbruch oder höhere Ordnung - noch haben
wir die Zeit zu lernen.
Wer
hätte nicht gerne einen Nürnberger Trichter?
Wissensexplosion, lebenslanges Lernen, Bildungsnotstand
und verminderte Halbwertszeit des Wissens - bei
all den aktuellen Schlagworten übersehen
wir leicht unsere eigene Ökologie. Was ist
der Unterschied zwischen Information, Wissen und
Erfahrung? Wie bewerte ich die Qualität einer
Information? Ihre Relevanz für mich? Welcher
Lerntyp bin ich? Was muß ich ent-lernen? Wer
sich mit den Müttern und Vätern des Neuen
Lernens beschäftigt, stellt oft überrascht
fest, "die neue Intelligenz umfaßt vielmehr:
‑
die Fähigkeit zur Ruhe, Stille inmitten von
Turbulenz, Chaos und Instabilität
‑
Komplexität der Wahrnehmung, Erkennen, Überschauen
und Handeln als adäquate geistige Fähigkeiten
‑
ganzheitliche Verbindung von Denken und Fühlen
als die beiden inneren Funktionen des Menschen
‑
Dynamik undFlexibilität in der Gestaltung der
möglichen Zukunft und Erschaffung liebevoller
und damit kommunikatiosfähiger Beziehungen
(Dr. Rudolf Kapellner, Focus Wien)".